„Herr im Haus“ und „Blumen-Affront“: Russischer Politologe antwortet „Bild“

  21 Mai 2018    Gelesen: 1273
„Herr im Haus“ und „Blumen-Affront“: Russischer Politologe antwortet „Bild“

Der stellvertretende Direktor des Europa-Instituts der Russischen Akademie der Wissenschaften, Wladislaw Below, hat einen Artikel der „Bild“-Zeitung über das Treffen zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und Bundeskanzlerin Angela Merkel in Sotschi scharf kritisiert.

Below zufolge haben die beiden Politiker auf Augenhöhe verhandelt. „Zwei gleichgestellte Spitzenpolitiker haben sich getroffen und auf Augenhöhe gesprochen.“

„Zu sagen, dass jemand von ihnen (Putin oder Merkel – Anm. d. Red.) Herr der Situation ist, ist nicht wirklich angemessen. ‚Bild‘ ist aber traditionell kritisch gegenüber Russlands Präsidenten gestimmt gewesen“, sagte der Experte in einem Interview mit der Nachrichtenagentur NSN.

Er erinnerte an Merkels „mehrfache“ Erklärungen, denen zufolge es unmöglich sei, internationale Probleme ohne Russland zu lösen. Russland sei in die Lösung der Probleme einbezogen, „unabhängig davon, welche Stellung der Westen, darunter auch Deutschland, dazu nimmt.“

„Darin besteht, glaube ich, das Talent Merkels als politischer Anführerin: Sie setzt Akzente richtig“, so Below.

Das Treffen in Sotschi bezeichnete er als „sehr wichtig“, in dessen Verlauf seien „wichtige Signale sowohl seitens Merkel als auch seitens Putin“ gegeben worden. Der Politologe kommentierte auch einen früheren Bild-Artikel, der den russischen Präsidenten als „Herrn im Haus“ charakterisierte.

„Wenn ‚Bild‘ über den ‚Herrn‘ ohne Ironie geschrieben hat, kann man dem zustimmen. Dennoch glaube ich, dass der Kontext anders war“. 

Wladimir Putin hatte am Freitag Angela Merkel in der russischen Schwarzmeerstadt Sotschi zu Gesprächen empfangen. Auf der Tagesordnung des Treffens sollen der Bau der Gas-Pipeline Nord Stream 2 sowie die Lage in Syrien und in der Ukraine gestanden haben.

Bei dem Treffen überreichte der Präsident der Bundeskanzlerin einen Blumenstrauß. Die „Bild“-Zeitung fand in dieser Geste einen Affront. Laut dem Blatt war der Strauß nötig, um Merkel daran zu erinnern, dass sie eine Frau ist.

sputniknews


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