Social Media macht Politik unmöglich

  31 Mai 2018    Gelesen: 681
Social Media macht Politik unmöglich

Tech-Guru Jaron Lanier plädiert in seinem neuen Buch dafür, sich von sozialen Netzwerken zu verabschieden: Die Webdienste füllten ihre Nutzer mit dem Zorn der Unsicherheit - mit drastischen Konsequenzen.

Früher einmal gab es einen moralischen Bogen, der sich durch die Geschichte zog: Im Laufe der Zeit gab es für immer mehr Menschen Gerechtigkeit, wie Martin Luther King ausgeführt hat. Zuerst wurden die Sklaven befreit, dann bekamen Frauen das Stimmrecht, dann erkämpften sich die LGBTQ-Communities ihre Rechte und ihre Würde. Die Demokratie verbreitete sich in immer mehr Ländern.

In jüngster Zeit jedoch, im BUMMER-Zeitalter (siehe Erklärkasten), scheint dieser Bogen einstürzen und brennend in Trümmer sinken zu wollen. Es gibt nicht nur Widerstand, während wir diesen Bogen erklettern, sondern auch für undenkbar gehaltene, katastrophale Rückschläge.

Stichwort BUMMER

In einem anderen Kapitel wird das Akronym BUMMER eingeführt. Es steht für "Behaviors of Users Modified, and Made into an Empire for Rent", also in etwa für: "Verhaltensweisen von Nutzern, die verändert und zu einem Imperium gemacht wurden, das jedermann mieten kann." 

Anmerkung des Übersetzers: "Bummer" ist ein umgangssprachlicher Ausdruck für etwas Unerfreuliches, ähnlich wie "Mist!" oder "blöd!".
In den vergangenen Jahren sind in der Türkei, in Österreich, in den USA, in Indien und anderen demokratischen Staaten autoritär angehauchte Führer gewählt worden, die ihre Macht auf Stammesdenken gründen. Der Wähler wählt sich selbst ab. In all diesen Fällen hat BUMMER eine wichtige Rolle gespielt. Ich hoffe sehr, dass unsere Zeit einmal als kurzer Rückfall im ansonsten kontinuierlichen Aufstieg hin zu einer demokratischeren Welt erscheinen wird.

Im Augenblick aber stehen wir einer erschreckenden, plötzlichen Krise gegenüber. Vor der BUMMER-Ära herrschte die allgemeine Ansicht, dass ein Staat, der einmal demokratisch wurde, nicht nur demokratisch bleiben, sondern auch immer demokratischer werden würde, weil das Volk es so verlangte.

spiegel


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