„Es gibt deutschlandweit über 1000 Bürgerinitiativen, die sich gegen Windkraftanlagen in ihrer Umgebung engagieren“, betont der Journalist und Buchautor (Geopferte Landschaften) Georg Etscheit. „Ein Professor aus Magdeburg hat das schon mal als eine der größten Bürgerbewegungen bezeichnet, die es überhaupt jemals in der Bundesrepublik gegeben hat.“
Protest gegen Windkraft
Dass man von dieser Bürgerbewegung relativ wenig mitbekomme, vor allem in den Städten, liege wohl auch daran, dass das Thema Windkraft sehr umstritten sei und der Protest gegen Windkraft von vielen Medien nicht thematisiert würde. Protestiert werde vor allem gegen die massiven Auswirkungen der Windkraftanlagen:
„Fahren sie mal in den Hunsrück, fahren sie mal nach Brandenburg, da sieht man manchen Wald vor lauter Windkraftanlagen nicht mehr. Ich möchte dort nicht mehr leben, und es gibt viele Menschen, die sich auch mit dem Gedanken tragen, diese sogenannten Energielandschaften zu verlassen. Es werden hunderttausende von Vögeln und Fledermäusen erschlagen, das ist nachgewiesen. Es gibt natürlich die Problematik der Lärmbelästigung, nicht nur der Infraschall, der existent ist und keine esoterische Einbildung, sondern große Windparks erzeugen auch ganz normalen Lärm. Ich habe mal einen Beitrag gelesen, wo ein Bürgermeister, der durchaus windkraftfreundlich war, sagte: ‚Wenn da richtig Wind weht, dann ist das so laut, wie wenn man an einem Flugplatz wohnt.‘“
Was sind Alternativen?
Grundsätzlich sei klar, dass jede Energiegewinnungsform, auch die Windenergie, negative Folgen und Konsequenzen habe, meint auch Andree Böhling, Experte für Energiewende bei Greenpeace. Das ganze müsse aber im Kontext abgewogen werden: Was wäre die Alternative? Greenpeace habe da eine ganz klare Richtung: erneuerbare Energien statt Atom- und Kohlekraft. „Genau diese alten Technologien verursachen viel größere Risiken und Auswirkungen auf Menschen.“
Deutschland brauche auf jeden Fall mehr Windenergie, meint Böhling. Das Tempo beim Ausbau der Windenergie müsste laut Greenpeace deutlich erhöht werden, wenn die politischen Ziele beim Ausbau der erneuerbaren Energien erreicht werden sollen: zum Beispiel bis 2030 den Anteil der erneuerbaren Energien auf 65 Prozent an der Stromerzeugung zu erhöhen. Der aktuelle Kurs der Bundesregierung sei zu wankelmütig. Das sei für die Branche und Investoren mühsam, denn dort werde Planungssicherheit gebraucht.
Alle 500 Meter ein Windrad?
Der Naturfreund Etscheit ist dagegen, dass auch nur noch ein Windrad in Deutschland gebaut wird. 30.000 Windräder seien mehr als genug. Die Belästigungen seien enorm und die Landschaften großenteils schon völlig entstellt und verheert. Zu den Nachteilen der Windkraft führt er aus:
„Im Moment wird etwa ein Drittel des Strombedarfs aus erneuerbaren Quellen erzeugt. Davon wiederum ist etwa die Hälfte Windkraft. Wenn man jetzt auch die ganzen Bereiche Wärme, Heizung zum Beispiel, sowie den ganzen Verkehr auf Ökostrom umstellen wollte, dann würde alle 500 Meter ein Windrad stehen. Das kann niemand wollen.“
Breite Unterstützung für Windenergie
In Deutschland gebe es sehr komplexe und umfangreiche Planungsverfahren für Investitionen jeglicher Art, auch für die Windenergie, erklärt der Geschäftsführer des Bundesverbandes Windenergie (BWE) Wolfram Axthelm. Die Anlagen würden nicht einfach irgendwo hingestellt. Bei dem Planungsverfahren werden viele Einzelaspekte abgewogen und beurteilt. Dazu würden Naturschutzbelange ebenso wie Anwohnerinteressen gehören.
Die vergangenen Jahre hätten gezeigt, dass es, bei aller öffentlichen Wahrnehmung des Protestes gegen Windenergie, auch eine breite Unterstützung gebe. Im Durchschnitt werden Anlagen mit vier- bis fünftausend Megawatt pro Jahr zugebaut.
sputniknews
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