Die Republikaner sorgen sich offenbar zunehmend um die Außenpolitik ihres Landes: So stoßen die Angriffe von US-Präsident Donald Trump auf Deutschland und andere europäische Nato-Verbündete auch in seiner eigenen Partei auf Kritik. "Das Bündnis, das 70 Jahre lang den Frieden bewahrt hat, franst aus", sagte der republikanische Gouverneur des US-Bundesstaats Ohio, John Kasich, in Washington.
Er warnte die US-Regierung vor einer "Strategie der Abrissbirne". Mit Blick auf die Verbündeten fügte Kasich hinzu: "Es gibt wachsende Uneinigkeit, ein wachsendes Gefühl von Vertrauensmangel, ob man sich in bestimmten Momenten überhaupt auf die Vereinigten Staaten verlassen kann."
Trump hatte während und nach dem Nato-Gipfeltreffen die anderen Mitgliedstaaten scharf kritisiert und bei den Verteidigungsausgaben unter Druck gesetzt. Lieblingsziel war Deutschland. Dabei hatte er sogar eine unverhohlene Drohung ausgesprochen: Wenn nicht alle Nato-Partner bis Januar 2019 das Zwei-Prozent-Ziel erreichten, "muss ich mein eigenes Ding machen".
Zu Trumps Kritik an Gasgeschäften Deutschlands mit Russland sagte der Gouverneur, die Pipeline Nord Stream 2 sei zwar "ein Thema". "Aber Deutschland wird keinen Kotau vor Russland machen. Lassen Sie mich auch sagen: Ich denke, dass (Bundeskanzlerin Angela) Merkel eine unglaubliche Führungspersönlichkeit ist". Wenn überhaupt, dann verstehe die in der früheren DDR aufgewachsene Kanzlerin, was es bedeute, "ein Opfer kommunistischer Herrschaft zu sein".
Trump hatte scharfe Kritik an dem Nord-Stream-2-Projekt geäußert und gesagt, Deutschland sei "total von Russland kontrolliert". Merkel hatte das zurückgewiesen (lesen Sie hier dazu einen Faktencheck). Kasich betonte nun, seine Kritik richte sich nicht gegen Trump persönlich, sondern gegen dessen Außenpolitik, die ihn "zunehmend besorgt".
Schon zuvor hatte es scharfe Kritik der demokratischen Opposition an Trumps Aussagen über Deutschland gegeben. Trumps "schamlose Beleidigungen sowie die Verunglimpfung eines der standhaftesten Verbündeten von Amerika" seien eine "Peinlichkeit", erklärten am Mittwoch die Chefs der Demokraten in Repräsentantenhaus und Senat, Nancy Pelosi und Chuck Schumer.
Der Gouverneur Kasich war im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner 2016 Trump unterlegen. Ob er 2020 noch einmal antreten wolle, ließ er offen. "Ich weiß wirklich noch nicht, was ich tun werde."
SPIEGEL
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