„Afrika ist wirklich das letzte Neuland für die Autobranche“, sagt Mike Whitfield, Nissan-Chef für Mittel- und Südafrika. „Ein Großteil der Bevölkerung ist noch unmotorisiert.“ Gerade einmal 50 Bürger von 1000 besitzen ein Fahrzeug, das ergibt eine Schätzung der Internationalen Organisation der Automobilhersteller. Im Vergleich zu den Vereinigten Staaten, wo 800 Bürger ein Auto ihr Eigen nennen.
Doch der Trend ändert sich: Die Nachfrage an Autos steige in den Ländern südlich der Sahara. Neben dem Straßenbelag habe sich die Qualität des Kraftstoffes verbessert. Vor allem junge Leute mit höherem Einkommen strebten nach Mobilität, erklärt Whitfield.
Noch fallen die Neuwagenverkäufe in Afrika im weltweiten Vergleich bescheiden aus. Mit Ausnahme von Südafrika handelt es sich bei fast allen gekauften Autos um Importfahrzeuge, viele davon sind Gebrauchtwagen. Zwar übernehmen die Autohersteller in Nigeria die Endmontage ausgewählter Modelle, doch bis zur kompletten Herstellung vor Ort ist es noch ein weiter Weg. So wird etwa der Ford Ranger mittels eingeführter Bausätze zusammengebaut.
Damit sich eine Autobranche in großem Stil entwickeln könne, müsse die Schwemme an importierten Fahrzeugen in der Region verringert werden, sagt Anthony Black, Wirtschaftsprofessor an der Universität Cape Town. Außerdem müsste eine lokale Fertigung aufgebaut und die Zulieferung von Komponenten verbessert werden. „Es braucht eine regionale Integration“, erklärt er. Darüber hinaus müsse dem Experten zufolge eine umfassende Strategie für den gesamten Autosektor entwickelt und die Infrastruktur verbessert werden. Noch fehle es an Know-How in der Region.
Kürzlich haben einige Autokonzerne den ersten Schritt gemacht – und den den afrikanischen Verband der Automobilhersteller gegründet. Gemeinsam wollen sie das Vorgehen auf dem Kontinent koordinieren und die Regierungen bei politischen Fragen beraten, erklärt Jeff Nemeth, der Ford-Chef für Mittel- und Südafrika. Vertreter des Verbandes und der Regierung von Nigeria überlegten derzeit gemeinsam, wie sie am besten Zulieferer der Automobilindustrie ins Land locken könnten. „Das haben wir schon mehrere Male in verschiedenen Ländern in der Welt gemacht“, sagt Nemeth. In der Zusammenarbeit habe er „gute wie schlechte Politiker“ erlebt.
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