Gasversorger kassieren 1,3 Milliarden Euro zu viel
Der Gaswirtschaft habe die fehlende Preisanpassung in diesem Jahr Mehreinnahmen in Höhe von 1,3 Milliarden Euro beschert, schreibt Studienautor Steffen Bukold.
Die Gasimportpreise fallen weltweit seit Jahren. So sind etwa die Kosten der deutschen Gasimporteure laut der Studie von durchschnittlich 2,95 Cent je Kilowattstunde im ersten Halbjahr 2012 auf 1,96 Cent in der zweiten Jahreshälfte 2015 gesunken. Und die Preise sind weiter im freien Fall: Am 16. Dezember lagen sie nur noch bei 1,59 Cent je Kilowattstunde.
Die deutschen Haushalte müssten von dieser Entwicklung über niedrigere Heizkosten profitieren. Jede zweite Wohnung in Deutschland wird mit Erdgas beheizt. Laut Energycomment allerdings geben die Gasversorger die niedrigeren Preise nur in geringem Umfang an die Verbraucher weiter.
Nur Berlin zahlt weniger
"Das abermalige Absacken der Gasimportpreise hätte zu einem Verbraucherpreis von 5,72 Cent führen müssen", heißt es in der Studie. "Tatsächlich aber gaben die Preise nur geringfügig auf 6,38 Cent nach." Damit müssen Verbraucher in diesem Jahr 0,66 Cent zusätzlich zahlen, rund zehn Prozent des Gesamtpreises.
Die Belastungen schwanken dabei je nach Bundesland deutlich. In Baden-Württemberg muss ein Durchschnittshaushalt 172 Euro mehr bezahlen, in NRW sind es 157 Euro und in Schleswig-Holstein und Brandenburg je 152 Euro. Einzig in Berlin sind die Gaspreise in den vergangenen Monaten gesunken. Ein Durchschnittshaushalt dort muss nun zehn Euro weniger zahlen.
Preise genau vergleichen
Schon im Vorjahr haben einer Vorgängerstudie zufolge die Gasversorger ihre niedrigeren Importpreise nicht an die Verbraucher weitergegeben. Und auch 2016 dürften vor allem die Unternehmen profitieren.
Zwar wollen 22 Prozent der Anbieter ihre Tarife um durchschnittlich 4,6 Prozent senken. "Wenn diese Zahlen repräsentativ bleiben, wird aber auch 2016 nur ein kleiner Teil der Kostensenkungen an die Haushaltskunden weitergereicht", heißt es in der Studie.
"Die Bundesregierung muss sich vorwerfen lassen, nichts gegen die überhöhten Preise der Gasversorger zu unternehmen", sagt Oliver Krischer, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen-Bundestagsfraktion. Er ermuntert Kunden, Preise genau zu vergleichen.
"Wenn die Preise beim Gasanbieter nicht sinken, sollte man einen Wechsel seines Versorgers in Betracht ziehen", sagt Krischer. Im Durchschnitt kann in jeder Region zwischen 65 Anbietern ausgewählt werden. Die Preisunterschiede liegen nicht selten über zehn Prozent.