Erzbischof Carlo Maria Vigano, früherer Vatikan-Botschafter in den USA, erhebt schwere Vorwürfe gegen Papst Franziskus im Zusammenhang mit dem mutmaßlichen Missbrauch durch den US-Kardinal Theodore McCarrick. Während sich viele Gläubige die Frage stellen, wie viel der Papst wirklich davon wusste, will sich dieser vorerst nicht äußern. "Ich werde dazu kein Wort sagen", sagte Franziskus vor Journalisten auf dem Rückweg von einer Irland-Reise in den Vatikan.
"Ich denke, das Schreiben spricht für sich", sagte er mit Blick auf einen Brief Viganos. Darin wirft Vigano dem Papst vor, die Vorwürfe gegen McCarrick ignoriert und Strafmaßnahmen gegen den Geistlichen aufgehoben zu haben. Dies sei geschehen, obwohl es gegen McCarrick Vorwürfe wegen "stark unmoralischen Verhaltens gegenüber Seminaristen und Priestern" gab. Die Sanktionen hatte Franziskus' Vorgänger, der deutsche Papst Benedikt XVI., verhängt.
Der 77-jährige, mittlerweile im Ruhestand befindliche Vigano erhob die Beschuldigungen in einem elfseitigen Schreiben, das mehrere katholische Publikationen in den USA veröffentlichten.
Vigano fordert Abdankung des Papstes
Vigano geht darin so weit, die Abdankung des Papstes zu fordern. Er solle mit gutem Beispiel voranschreiten und mit all jenen Kardinälen und Bischöfen zurücktreten, die McCarricks Übergriffe gedeckt hätten.
McCarrick - eines der bekanntesten Gesichter der katholischen Kirche in den USA - soll in den Achtzigerjahren junge Männer in einem Priesterseminar in der Diözese Newark missbraucht haben. Nach immer neuen Enthüllungen entschied Papst Franziskus Ende Juli, McCarricks Rücktrittsgesuch anzunehmen. Außerdem ordnete er Hausarrest an. Vigano wirft dem Papst vor, McCarrick "bis zum bitteren Ende gedeckt" zu haben.
Franziskus sagte, er habe Viganos Brief gelesen. "Lesen Sie den Brief aufmerksam und fällen Sie Ihr eigenes Urteil", sagte der Papst an die Journalisten gerichtet. "Wenn etwas Zeit vergangen ist und Sie Ihre Schlüsse gezogen haben, werde ich mich vielleicht äußern."
Während seines Irland-Besuchs hatte der Papst um Vergebung für den dortigen sexuellen Missbrauch von Kindern durch katholische Geistliche gebeten.
Quelle : spiegel.de
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