"Wir sind selbst unser größter Feind." Diesen Satz sagte Sebastian Vettel am Formel-1-Wochenende in Singapur gleich zweimal. Zunächst am Donnerstag, dem obligatorischen Medientag, und dann am Sonntag nach dem Grand Prix. Nach einem Rennen, das er mit einer halben Minute Rückstand auf Rang drei beendet hatte. Ein Rennen, von dem er und auch Experten dachten, er sei der Favorit.
Die Strecke des engen Stadtkurses in der asiatischen Metropole sollte seinem Ferrari entgegenkommen. Das hatten auch die vergangenen Jahre gezeigt. Weil der Mercedes von Titelrivale Lewis Hamilton gleichzeitig Probleme hatte, waren die Rollen vor dem Wochenende entsprechend klar verteilt. In Singapur sollte nach dem bitteren WM-Rückschlag in Monza die Revanche erfolgen. Am Ende gewann Hamilton das Rennen, und Vettel wurde nur Dritter.
Die Niederlage von Singapur ist die Folge zahlreicher falscher Entscheidungen von Team und Fahrer. Ferrari verlor im Rennen plötzlich Pace und besiegte sich einmal mehr mit einer strategischen Fehlentscheidung selbst. Den zweiten Platz hatte Vettel Max Verstappen nach dem Start eigentlich schon abgenommen, doch aufgrund einer zu aggressiven Strategie, die nur auf Mercedes und Hamilton ausgerichtet war, zog der Niederländer wieder vorbei.
"Lewis hatte nicht erwartet, hier zehn Punkte zu gewinnen, und wir hatten nicht erwartet, zehn Punkte zu verlieren - aber nach diesem Rennen muss man sagen, dass es völlig gerechtfertigt war", sagte Vettel. Statt den ersten Schritt der Aufholjagd getan zu haben, reist Vettel nun mit 40 Punkten Rückstand bei noch sechs verbleibenden Rennen zum Grand Prix in Russland.
"Teamwork" als Schlüssel zur WM - "Ich rechne nicht", sagte Hamilton nach dem Rennen in Singapur. "Ich fahre schon eine ganze Weile Rennen und weiß, dass alles passieren kann." Mit einem Ausfall wäre die Entscheidung über die WM wieder offen. Angst macht Hamilton aber nicht einmal mehr die Technik, um die er zu Saisonbeginn noch regelmäßig zitterte: "Die Zuverlässigkeit war nicht perfekt, aber wir haben uns stark verbessert. Je länger die Saison dauert, desto besser kennen wir unser Auto und desto besser wird die Zuverlässigkeit."
"Teamwork", das machte Hamilton nach seinem Singapur-Sieg als jenen Faktor aus, der Mercedes derzeit so stark macht. Es war wieder einer dieser kleinen Seitenhiebe in Richtung Vettel, der direkt neben ihm saß. Denn auch wenn sich Ferrari selbst gern als Familie bezeichnet, in letzter Zeit kommt es oftmals zu folgenschweren Familienstreitigkeiten. Diese werden sie in den Griff bekommen müssen, wenn sich in der Entscheidung um die Weltmeisterschaft noch etwas bewegen soll.
Obwohl gerade vieles gegen Vettel spricht, könnte ihm zumindest der Blick in seine eigene Vergangenheit Mut machen: 2012 lag er zwischenzeitlich bereits 44 Punkte hinter Fernando Alonso. Am Ende der Saison holte er seinen dritten WM-Titel.
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