Zwei Faktoren werden immer wieder genannt für den Erfolg, den Facebook mit seinen Milliardenzukäufen Instagram und Whatsapp feierte: die große Unabhängigkeit, die Konzernchef Mark Zuckerberg den Tochterunternehmen gewährte, und die personelle Kontinuität sowohl an der Spitze der übernommenen Unternehmen als auch in der Facebook-Chefetage. Der spektakuläre Abgang der Instagram-Gründer Kevin Systrom und Mike Krieger zeigt, dass diese Pfeiler der Unternehmenskultur wanken.
Innerhalb eines Jahres hat Zuckerberg sechs seiner wichtigsten Mitarbeiter verloren. Bereits vor einem Jahr ging Whatsapp-Mitgründer Brian Acton, im April folgte ihm sein Kompagnon Jan Koum. Im Juni kündigte Kommunkationschef Elliot Schrage nach einem Jahrzehnt im Unternehmen seinen Abschied an, während Facebook weltweit im Zentrum politischer Kontroversen steht. Vor wenigen Wochen kündigte auch Sicherheitschef Alex Stamos im Streit darüber, wie Facebook mit möglichen russischen Manipulationsversuchen bei US-Wahlen umgehen sollte.
Gemeinsam ist allen diesen Abgängen, dass sie im Zusammenhang mit Zuckerbergs Versuchen stehen, auf die Krise des Netzwerkes zu reagieren und stärkere Kontrolle auszuüben. Während das Wachstum von Facebook selbst stagniert, lieferten Whatsapp und Instagram zuletzt weiter steigende Erlöse und rückten mehr in Zuckerbergs Fokus. Der Konflikt mit den Whatsapp-Gründern entzündete sich nicht zuletzt an der Frage, ob die Messaging-App Werbung zwischen den Nachrichten der Nutzer platzieren sollte.
Auch die Instagram-Gründer Systrom und Krieger verlassen ihr Unternehmen offenbar wegen grundlegender Konflikte mit Zuckerberg und seinem Führungsteam. Noch vor gut einem Jahr pries Systrom Zuckerbergs Zurückhaltung gegenüber Instagram in höchsten Tönen. Der Grund, warum die Integration des Startups in Facebook so eine Erfolgsgeschichte geworden sei, sei weniger, "was sie gemacht haben, als das, was sie nicht gemacht haben".
Skandale auch bei den Töchtern
Dies hat sich offenbar grundlegend geändert. Der Konzernchef habe eigene Gefolgsleute in der Instagram-Führung installiert und die Foto-App sei mehr und mehr zu einer Abteilung von Facebook degradiert, berichten US-Medien. Laut dem Portal "Techcrunch" stritten sich Systrom und Zuckerberg zuletzt so heftig, dass Letzterer alle Links von Facebook zu Instagram zeitweise streichen ließ.
Was Zuckerberg zu seinem Kurswechsel bewog, ist unklar. Einerseits erwarten seine Aktionäre, die Einnahmen zu erhöhen und Kosten zu sparen, wozu er beispielsweise Doppelstrukturen bei Tochterunternehmen abschaffen könnte. Zudem steht Facebook auch unter politischem Druck, die Verbreitung von Hass und kriminellen Inhalten strikter zu kontrollieren. Beides ist nicht nur bei Facebook selbst ein Problem, sondern auch bei den Tochter-Netzwerken. So wird Whatsapp für die Verbreitung von Gerüchten verantwortlich gemacht, die in Indien zu Lynchmorden führten. Instagrams neue Videofunktion schlug Nutzern Kinderpornografie vor.
Ob Zuckerbergs Zentralisierungsbemühungen dabei helfen werden, die Probleme des Netzwerkkonzerns in den Griff zu bekommen, ist zweifelhaft. Anleger scheinen zumindest im Abgang der Instagram-Gründer vor allem einen Verlust wichtiger Köpfe zu sehen. Die Facebook-Aktie fiel nach Bekanntwerden der Nachricht um mehr als zwei Prozent.
Quelle: n-tv.de
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