Leverkusens Niederlage in Barcelona: Einbruch in Minute 80

  30 September 2015    Gelesen: 674
Leverkusens Niederlage in Barcelona: Einbruch in Minute 80
Sie waren so nah dran: Bis in die Schlussphase hinein sah es aus, als gelänge Bayer die Sensation gegen Barça. Dann schlug der Favorit eiskalt zu. Stürmer Javier Hernández dürfte sich besonders ärgern.
Ausgangslage: Leverkusen zu Gast in Barcelona? Da war doch was! Richtig: Drei Jahre ist es her, dass Bayer letztmals im Camp Nou antrat und sich bis auf die Knochen blamierte. 1:7 verlor man damals, Lionel Messi schoss fünf Tore. Gut für Leverkusen: Messi fehlte den Katalanen diesmal verletzungsbedingt und der Bundesligist ist derzeit gut in Form. Die Meinung von Franz Beckenbauer, der bei Sky sagte, Barça sei ohne den Superstar keine Weltklassemannschaft mehr, muss man deshalb noch lange nicht teilen.

Ergebnis: 1:2 (1:0) aus Leverkusens Sicht. Kyriakos Papadopoulos (22. Minute) hatte Bayer von der Sensation träumen lassen, Sergi Roberto (80.) und Luis Suárez (82.) drehten die Partie binnen zwei Minuten.

Die erste Hälfte: Könnte ins Lehrbuch eingehen unter dem Kapitel "Ballbesitz und Effektivität". Barcelona (73 Prozent Ballbesitz) kam zu vier Abschlüssen, gefährlicher war aber Bayer (27 Prozent, acht Abschlüsse). Javier Hernández (2.), Karim Bellarabi (13., 36.) und Kevin Kampl (19.) vergaben gute Chancen, dann traf Papadopoulos nach einem Eckball. Barça tat sich schwer im Aufbau, hatte Probleme mit dem Pressing der Gäste. Trotzdem fehlte nicht viel und Neymar (39.) oder Messi-Vertreter Sandro Ramírez (10., 39.) wäre ein Tor gelungen.

Das Messi-Loch: Barcelona fehlten Messis Tore und Vorlagen, klar. Es gab aber auch ein anderes Problem, das durch die Absenz des Argentiniers entstand. Niemand besetzte den Freiraum zwischen den Leverkusener Viererketten. Es ist eine von Messis großen Stärken, dort Überzahl zu schaffen, wo es gebraucht wird. Da, wo Messi aufgetaucht wäre, war diesmal in den ersten 45 Minuten nur Leere.

Die zweite Hälfte: Barça stellte gleich zweimal das System um, unter anderem besetzte Neymar nun konsequenter jenen Zehnerraum, der zuvor vakant geblieben war. Mit Erfolg. Mehr und mehr wurde Bayer in die Defensive gedrängt, wohl auch, weil Leverkusen die Kraft ausging. Sandro (52.), Neymar (57.) und Gerard Piqué (71.) vergaben Chancen auf den Ausgleich. Den besorgte der eingewechselte Roberto in einer Phase, in der Bayer kaum noch Entlastung fand. Suárez besiegelte Leverkusens Niederlage mit einer sehenswerten Direktabnahme. Beide Treffer bereitete Joker Munir El Haddadi vor.

Fehlschuss des Spiels: Die 50. Minute. Bayers Kampl erobert den Ball im Gegenpressing von Jérémy Mathieu, schickt den sofort gestarteten Bellarabi auf rechts in die Tiefe. Ein typischer Leverkusener Schock-Angriff. Auch die anschließende Hereingabe gelingt. Doch Stürmer Hernández schießt nicht das 2:0, sondern drischt den Ball freistehend in den Nachthimmel von Barcelona. Wer weiß, ob die Katalanen auch einen Zwei-Tore-Rückstand aufgeholt hätten.

Moment des 0:1 aus Barça-Sicht: Papadopoulos ist vor ter Stegen am Ball
Zoff des Spiels: Wer war schuld am 0:1? Barça-Torwart Marc-André ter Stegen und sein Stürmer Luis Suárez stritten nach Papadopoulos` Kopfballtreffer darüber, wer von beiden das Tor hätte verhindern müssen. Der Uruguayer, der gar nicht erst versuchte, die Hereingabe am ersten Pfosten zu klären? (Kaum.) Oder der Keeper, der einen Abschluss aus dem Fünfmeterraum zuließ? (Schon eher.) Das war aber nicht so wichtig. Das Besondere am Treffer war nämlich die von Hakan Calhanoglu herausragend getretene Ecke. Der Ball flog zunächst in erwartbarer Bahn in Richtung Tor, um kurz davor plötzlich nach unten zu fallen. So schaffte es Calhanoglu, die Ecke exakt zwischen Suárez und ter Stegen zu platzieren.

Erkenntnis des Spiels: Wie vor drei Jahren, beim 1:7, fährt der Bundesligist mit leeren Händen heim. Aber diese Bayer-Elf hat wenig gemein mit jenem Team von einst. Mit ihrem speziellen Stil sind die Leverkusener ein Unikum in Europa, sie schaffen es, selbst die Großen zu ärgern. Zu mehr reicht es derzeit allerdings nicht.

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