Die Hessen-Wahl wird Folgen haben: Rund 4,4 Millionen Bürger sind an diesem Sonntag dazu aufgerufen, einen neuen Landtag zu wählen. Seit 8 Uhr morgens sind die Wahllokale geöffnet, bis 18 Uhr können Stimmen abgegeben werden. Es wird mit einem engen Wahlausgang gerechnet. Ob die in Wiesbaden regierende schwarz-grüne Koalition unter Ministerpräsident Volker Bouffier im Amt bleiben kann, ist jüngsten Umfragen zufolge ungewiss.
Die Landtagswahl gilt damit zugleich als Prüfstein für das weitere Schicksal der Großen Koalition in Berlin. In den jüngsten Umfragen zeichneten sich weitere Stimmverluste für CDU und SPD ab. Die Grünen dürften demnach weiter an Gewicht gewinnen.
Zugleich dürfte es im Landesparlament bunter werden: Neben FDP und den Linken kann auch die AfD damit rechnen, als künftig sechste Fraktion in den Wiesbadener Landtag einzuziehen. Wenn die Prognosen der Wahlforscher zutreffen, wäre die Alternative für Deutschland dann in allen 16 Bundesländern in den Landesparlamenten vertreten.
Ein Blick auf die politische Landkarte zeigt, wie die Hessen-Wahl die Kräfteverhältnisse in Deutschland verändern dürfte:
Wichtiger als der weitgehend sichere Einzug ins letzte Landesparlament dürfte für die AfD die Frage sein, ob es der Partei unter der Führung von Alexander Gauland und Jörg Meuthen gelingt, in Hessen tatsächlich ein prozentual zweistelliges Wahlergebnis einzufahren. Bei der zurückliegenden Bayern-Wahl waren die Rechtspopulisten mit 10,2 Prozent der Stimmen hinter dem Erfolg bei der Bundestagswahl 2017 zurück geblieben.
Weitaus mehr Beachtung dürfte die breite Öffentlichkeit jedoch den Wahlergebnissen der Volksparteien schenken. Wahlforschern zufolge muss die Hessen-CDU unter Ministerpräsident Volker Bouffier damit rechnen, im Vergleich zur Landtagswahl 2013 rund 10 Prozentpunkte schlechter abzuschneiden. Ähnlich große Stimmverluste sagen die Umfragen für die Hessen-SPD mit Landeschef Thorsten Schäfer-Gümbel voraus. Als großer Wahlgewinner des Abends könnten sich dagegen die Grünen erweisen, die mit ihrem Spitzenkandidaten Tarek Al-Wazir gute Chancen haben, rund 20 Prozent der Stimmen einzusammeln.
Damit bahnt sich in Hessen eine ähnliche Entwicklung an wie bei der Landtagswahl in Bayern zwei Wochen zuvor. Dort hatte die Unionspartei CSU ihre absolute Mehrheit verloren, die SPD war auf ein einstelliges Ergebnis abgestürzt. Sollte die Hessen-Wahl für CDU und SPD dramatisch ausgehen, würde dies in Berlin den Druck auf die Parteivorsitzenden Angela Merkel und Andrea Nahles sowie auf die große Koalition erhöhen, in der die Stimmung ohnehin schon gereizt ist. CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer brachte bereits Neuwahlen ins Spiel, falls das Bündnis nach Hessen zerbrechen sollte.
Quelle: n-tv.de
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