"Nationalsozialismus kam nicht über Nacht"

  09 November 2018    Gelesen: 562
"Nationalsozialismus kam nicht über Nacht"

80 Jahre nachdem in Deutschland Synagogen und jüdische Geschäfte brennen, sieht Merkel wieder besorgniserregenden Antisemitismus im Land und fordert, sich diesem klar entgegenzustellen. Wegzuschauen bedeute in letzter Konsequenz, mitzumachen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat 80 Jahre nach der Reichspogromnacht am 9. November 1938 an die Ausschreitungen gegen Juden und jüdische Einrichtungen erinnert und vor neuem besorgniserregende Antisemitismus in der Gesellschaft gewarnt. "Der Nationalsozialismus kam wahrlich nicht über Nacht", sagte sie auf einer Gedenkveranstaltung in der Synagoge Rykestraße in Berlin. Vielmehr müsse er als Prozess begriffen werden, um Lehren für die heutige Zeit zu ziehen. Der Rechtsstaat dürfe keine Toleranz zeigen, wenn Menschen anderen Glaubens oder Hautfarbe angegriffen werden.

"Der 9. November war ein Tag in einer Reihe von Tagen und Nächten, in denen der Nationalsozialismus sein grausames Gesicht zeigte", sagte Merkel weiter. Schon seit 1933 sei der Antisemitismus an der Macht gewesen, der das Ausleben lange gehegter Ressentiments ermöglicht habe. "Aus Nachbarn wurden Täter und Verbrecher". Deshalb, so die Kanzlerin, müsse man die Pogrome als Teil eines Prozesses verstehen, in dem strafbares Verhalten erst geduldet und dann gewünscht wurde - und der begleitet vom Wegschauen, Schweigen und Mitlaufen gewesen sei.

Auch heute, 80 Jahre später, bedrohe wieder besorgniserregender Antisemitismus das jüdische Leben, "der sich zunehmend offen in ungehemmter Hetze im Internet wie auch im öffentlichen Raum" entlade. Rechtsradikale Angriffe wie auf das jüdische Restaurant in Chemnitz müssten schlimme Erinnerungen an den Beginn der Judenverfolgung wachrufen, sagte die CDU-Politikerin.

Keine einfachen Antworten

"In einer Zeit des Umbruchs besteht immer die Gefahr, dass die Zulauf bekommen, die mit einfachen Antworten reagieren", sagte Merkel. Damit gehe die Verrohung der Sprache einher. "Das ist der Anfang, dem wir uns ganz klar entgegenstellen. Zuschauen bedeutet in letzter Konsequenz mitzumachen."

Zugleich erinnerte Merkel an Artikel 1 des Grundgesetzes: "Jeder Mensch ist einzigartig."Menschen dürften deshalb niemals pauschal in Gruppen unterteilt werden. Der Staat müsse konsequent handeln, wenn Hass auf Juden von Rechtsextremen oder Menschen aus anderen Ländern ausgehe, genauso wie es bei Gewalttaten niemals einen Generalverdacht gegen muslimische Menschen geben dürfe: "Der Rechtsstaat darf keine Toleranz zeigen, wenn Menschen angegriffen werden."

Quelle: n-tv.de 


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