Proteste nach Selbstverbrennung eines Journalisten

  26 Dezember 2018    Gelesen: 753
Proteste nach Selbstverbrennung eines Journalisten

In der tunesischen Stadt Kasserine hat sich ein Mann öffentlich in Brand gesetzt. Zuvor hatte er seine Tat via Facebook angekündigt. Der Journalist wollte gegen die hohe Arbeitslosigkeit protestieren.

In Tunesien hat sich ein Mann selbst angezündet - fast genau acht Jahre nachdem sich in dem nordafrikanischen Land der Gemüsehändler Mohamed Bouazizi aus Protest gegen Polizeiwillkür und die schlechte soziale Lage auf die selbe Art umgebracht hatte und damit den Anstoß für den Arabischen Frühling gab. Am Montag übergoss sich der 32-jährige Journalist Abderrazak Zorgui in der Stadt Kasserine mit einer brennbaren Flüssigkeit und setzte sich anschließend in Brand. Er erlag wenig später im Krankenhaus seinen Verletzungen.

In einem Video auf Facebook hatte Zorgui seine Tat kurz zuvor angekündigt. "Ich werde mich in 20 Minuten anzünden", sagte der Mann. "Ich werde ganz alleine meine Revolution starten."

Als Auslöser für seinen öffentlichen Suizid benannte der Mann die Arbeitslosigkeit und die schlechte wirtschaftliche Lage in Kasserine. Der Regierung warf er vor, sie brandmarke jeden Protest als Terrorismus und wolle damit jeglichen Widerspruch im Keim ersticken.

In der Nacht zum Dienstag, wenige Stunden nach Zorguis Selbstverbrennung, errichteten Dutzende Demonstranten Straßensperren in Kasserine. Sie blockierten die Hauptverkehrsstraße mit einer Barrikade aus brennenden Autoreifen. Die Polizei setzte Tränengas gegen die Demonstranten ein. Nach Angaben des Innenministeriums in Tunis wurden sechs Sicherheitskräfte leicht verletzt, neun Menschen seien festgenommen worden.

Der nationale Journalistenverband rief zu Solidaritätsdemonstrationen für Zorgui auf. Der Verband warf der Regierung vor, den Kampf gegen die Korruption vernachlässigt und damit zum Suizid des Journalisten beigetragen zu haben.

Kasserine liegt rund 270 Kilometer von der Hauptstadt entfernt im Landesinneren von Tunesien. Die 100.000-Einwohner-Stadt war bereits während der Revolution in den Jahren 2010 und 2011 Schauplatz von Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften. Auch in den vergangenen Jahren demonstrierten in der Stadt immer wieder Menschen gegen die schlechte Wirtschaftslage. Das bergige Umland von Kasserine gilt als Rückzugsgebiet für militante Islamisten mit Verbindungen zu den Terrororganisationen "Islamischer Staat" (IS) und al-Qaida.

spiegel


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