Im Zweiten Weltkrieg gerieten Millionen Soldaten in deutsche Kriegsgefangenschaft. Teils wurden sie in Lagern ermordet oder starben an Hunger und menschenunwürdigen Lebensbedingungen, teils wurden sie als Zwangsarbeiter eingesetzt, vielfach auch auf dem Land. In Mecklenburg-Vorpommern waren besonders viele französische und belgische Kriegsgefangene interniert und arbeiteten etwa auf den Feldern bei der Ernte.
Nicht selten waren sie bald unentbehrlich - und ebenfalls nicht selten verliebte sich eine deutsche Frau in einen Kriegsgefangenen. So finden sich auf Listen aus dem Landeshauptarchiv Schwerin mehr als 100 dokumentierte Namen von Kindern französischer oder belgischer Väter in der Zeit des Nationalsozialismus.
Neben den Kriegsgefangenen, die um ihr Leben fürchten mussten, gingen auch die Frauen damit ein hohes Risiko ein. Ihnen drohte nicht nur die soziale Ausgrenzung und Demütigung in ihren Dörfern oder Städten, sondern zudem die Strafverfolgung durch die Nazis und Haft. Oder Schlimmeres.
Immer noch leben Menschen, die sogar selbst berichten könnten, wie gefährlich solche Liebschaften damals waren. Maria Wolf, die in Wahrheit anders heißt, ist 90 Jahre alt. Sie hätte nichts zu verlieren. Aber sie will diese Geschichte nicht erzählen, sie wühlt sie zu sehr auf, lässt sie ausrichten, selbst ihre Kinder und Enkel kennen sie nicht.
spiegel
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