Begehrte Barren: Russlands Zentralbank macht Milliarden mit Gold

  28 Februar 2019    Gelesen: 650
Begehrte Barren: Russlands Zentralbank macht Milliarden mit Gold

Der Goldpreis klettert weiter nach oben. Seit August des vergangenen Jahres ist der Preis der Feinunze um mehr als zehn Prozent auf 1328 Dollar gestiegen. Russlands Zentralbank stockte die Goldvorräte auf ein Rekordniveau auf und avancierte zum größten Goldkäufer weltweit.

Welche Gewinne Goldbarren versprechen und wie sich die Preise weiter entwickeln werden – das lesen Sie in diesem Artikel.

Warum Gold teurer wird

Der Goldpreis steigt traditionell in unsicheren Zeiten und im Zuge der Abschwächung des US-Dollars – um ihre Aktiva vor der Dollar-Abwertung zu schützen, legen die Investoren ihr Geld in Gold an. Die Weltwirtschaft fiebert, eine Abwanderung von der US-Währung zum Goldbarren ist zu beobachten.

Ein zusätzlicher Druckfaktor für den Dollar sind in den vergangenen Tagen die Verhandlungen zwischen den USA und China über die Beilegung des Handelskrieges. Ein Handelsdeal zwischen Peking und Washington könnte die Nachfrage nach den Währungen der Schwellenländer verstärken. Das würde zur Abschwächung des globalen Interesses am US-Dollar führen.

„Die Hoffnungen auf einen Deal zwischen den USA und China und der Rückgang des Dollar-Kurses sichern die Unterstützung von Gold“, sagte die Rohstoffexpertin von ABN Amro, Georgette Boele, gegenüber Reuters.

Die Goldpreise klettern auch wegen einer Änderung der Geldpolitik der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) nach oben. Die meisten Marktteilnehmer warten darauf, dass die Fed eine Pause bei der Verschärfung der Geld- und Kreditpolitik einlegt und den Leitzins weder im März noch im Juni erhöhen wird. Das schwächt auch die Positionen des Dollars gegenüber dem Gold.

Zudem verstärkt die Aussicht auf eine Verlangsamung der Weltwirtschaft die Nachfrage nach Gold. Der IWF und führende Investmenthäuser berichteten, dass das Wachstum des globalen BIP 2019-2020 niedriger als die prognostizierten Werte ausfallen wird.

Alle kaufen

Im vergangenen Jahr kauften die Zentralbanken weltweit eine Rekordmenge an Gold, wie es seit fast 50 Jahren nicht mehr der Fall war – im Wert von 27 Milliarden Dollar. Die größte Menge kaufte die russische Zentralbank – 274,3 Tonnen, unter anderem mit den Dollars, die aus dem Verkauf der US-Staatsanleihen kamen.

Nach Angaben des World Gold Council (WGC) stieg der Goldanteil bei den Zentralbanken innerhalb eines Jahres um 651 Tonnen. Das ist der größte Kennwert seit 1971, als die USA auf den Goldstandard verzichteten. Fast die Hälfte davon entfällt auf die Zentralbank Russlands.

Russland kauft weiterhin Gold im Zuge der Entdollarisierung der Reserven, berichtete WGC. Der Wert von 274,3 Tonnen aus dem vergangenen Jahr ist die größte Jahreskennzahl in der Geschichte aller Zentralbanken weltweit. Nach dem Reserven-Umfang stieg Russland auf Platz fünf und überholte damit China, Indien und Japan.

Noch mehr Gold

Die russische Zentralbank verfügt derzeit über 2112 Tonnen Gold – ein absoluter Rekord für das moderne Russland. Seit einem Jahr stiegen die Vorräte fast um 15 Prozent, der Goldanteil an den internationalen Reserven Russland stieg auf 18,5 Prozent.

Analysten zufolge wird das universelle Geldäquivalent attraktiver als Aktiva, die Zinseinnahmen bringen, darunter US-Staatsanleihen. Es ist nicht erstaunlich, dass die russische Zentralbank Gold anhäuft und parallel ihre Anlagen in US-Wertpapiere abbaut – der Ausverkauf begann bereits im April.

Die russische Zentralbank verfügt derzeit über US-Staatsanleihen im Wert von nur 12,8 Milliarden Dollar; 2010 waren es noch fast 180 Milliarden Dollar.

Der Anstieg der Goldvorräte im Dollar-Äquivalent beeindruckt. Während es 2009 um eine Summe von etwas mehr als 20 Milliarden ging, sind es nun fast 90 Milliarden Dollar. Die Gründe sind offensichtlich: die rekordhohen Goldbestände bei den internationalen Reserven und das Wachstum des Kurses. In den vergangenen sechs Monaten verdiente die Zentralbank dabei etwa zehn Milliarden Dollar.

Allerdings hortet die Zentralbank die Goldbarren nicht wegen des Gewinns. Am wichtigsten ist die Stabilität der Vorräte, die Diversifizierung der Ersparnisse und die Absicherung gegen Sanktionen. Gold ist von den Sanktionsrisiken nicht betroffen.

Eigenes Gold

Fast das ganze Gold, das in Russland gefördert wird, wird von der Zentralbank gekauft. Der Ankauf von monetärem Gold – Russland macht das ausschließlich auf dem Binnenmarkt – ist eine starke Unterstützungsmaßnahme für die Goldförderbranche, die rund 300 Tonnen Gold pro Jahr produziert.

Im vergangenen Jahr kaufte die Zentralbank 274 Tonnen von den 314 Tonnen in Russland hergestellten Goldes, also fast 90 Prozent. Der Ankauf auf dem Binnenmarkt ist ein weiterer Faktor zur Unterstützung der Goldpreise.

Russland wirft fast kein Gold auf den Weltmarkt. Wie es im Finanzministerium hieß, ging der Export um das 3,3-Fache von 56,6 auf 17,05 Tonnen im Vergleich zum Jahr 2017 zurück.

Preise klettern nach oben

Die Analysten sind sich sicher, dass das Wachstum auf dem Goldmarkt andauern wird. Wie renommierte Investmentbanken warnen, bedroht das pausenlose Gelddrucken zunehmend die Stabilität der Weltwirtschaft, weshalb die Preise für reale Aktiva steigen werden.

Laut Prognose von Goldman Sachs werden die Mengen der globalen Goldförderung in den kommenden Jahren zurückgehen. Laut Goldcorp. wird die Goldproduktion zum Jahr 2022 auf das Niveau um die Jahrtausendwende sinken. Laut dem United States Geological Survey sind die Goldvorräte bei Aufrechterhaltung des jetzigen Tempos der Förderung bereits zum Jahr 2034 ausgeschöpft.

Wenn das Tempo des Goldankaufes beibehalten wird (das jetzige Tempo ist das höchste seit zwölf Jahren), werden die Goldvorräte Russlands in vier Jahren den sowjetischen Rekord brechen.

sputniknews


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