Billiges Öl bringt Draghi in Bedrängnis

  18 Januar 2016    Gelesen: 624
Billiges Öl bringt Draghi in Bedrängnis
EZB-Chef Mario Draghi muss seinen Einsatz möglicherweise erhöhen, um seinem Inflationsziel näher zu kommen. Grund dafür ist der immer weiter fallende Ölpreis.
Über 60 Prozent der von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragten Volkswirte rechnen damit, dass der Präsident der Europäischen Zentralbank in diesem Jahr weitere Maßnahmen zur Stimulierung der Konjunktur ankündigen wird. Im Dezember waren nur 40 Prozent dieser Meinung. Doch seither ist der Ölpreis weiter abgesackt, was eine Eintrübung des Ausblicks für die Inflation im Euroraum zur Folge hatte. Rund 57 Prozent derer, die mit einer Ausweitung der lockeren Geldpolitik rechnen, vermuten, dass er die Ankäufe von Anleihen über das derzeitige Volumen von 60 Milliarden Euro im Monat hinaus ausdehnen wird. Eine weitere Senkung des Einlagensatzes erwarten 53 Prozent.

Seit die EZB vor zehn Monaten mit der quantitativen Lockerung (Quantitative Easing (QE)) begann, sind die Preise kaum gestiegen. Wenn der Rat der Zentralbank, der sich in der Frage des richtigen geldpolitischen Ansatzes gespalten gezeigt hat, am Donnerstag in Frankfurt zusammentritt, werden skeptische Beobachter von Draghi Belege dafür sehen wollen, dass er sein Mandat erfüllen kann.

„Wenn die Ölpreise auf den derzeitigen extrem tiefen Niveaus verharren, wird die EZB wohl nicht einfach dasitzen, abwarten und sich in Hoffnung wiegen,“ sagte Holger Sandte, leitender Analyst Europa bei Nordea Markets in Kopenhagen. „Möglicherweise wird es schon im März eine weitere Lockerung geben.“

Im März wird die Notenbank aktualisierte Inflations- und Wachstumsprognosen vorlegen. Sollten sich dabei Korrekturen nach unten als nötig erweisen, könnten sie als Rechtfertigung für zusätzliche Maßnahmen dienen. Für die Sitzung dieser Woche erwarten Volkswirte in einer separaten Umfrage keine Änderungen bei den Zinssätzen.

Am 3. Dezember senkte Draghi den Einlagensatz auf minus 0,3 Prozent. Gleichzeitig weitete er den Ankauf von Vermögenswerten mindestens bis März 2017 aus und versprach, die Tilgungszahlungen für fällig werdende Anleihen aus dem QE- Programm wieder zu investieren, um zu verhindern, dass sich das niedrige Preiswachstum verfestigt. Das Maßnahmenpaket enttäuschte die Anlegererwartungen. Der Euro stieg, die Aktienkurse fielen, an den Bondmärkten kam es zu einer Rally.


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