Mutmaßlicher Schleuser zum Betrachten von Kinderleichen gezwungen

  20 Januar 2016    Gelesen: 621
Mutmaßlicher Schleuser zum Betrachten von Kinderleichen gezwungen
Nach einem Flüchtlingsdrama mit drei ertrunkenen Kindern hat die griechische Küstenwache einen mutmaßlichen türkischen Schleuser zum Betrachten der Kinderleichen gezwungen und damit eine Debatte ausgelöst.
Der Sender Sky News berichtete über das Drama, das sich bereits am Freitag vor der Küste von Samos ereignete und bei dem zwei zweijährige Jungen sowie ein vierjähriges Mädchen ums Leben kamen. Beamte der Küstenwache nahmen einen 21-jährigen Türken als mutmaßlichen Schlepper fest und zwangen ihn, die Leichen der kleinen Kinder anzuschauen. Schließlich brach der Mann in Tränen aus.

Das Verhalten der Küstenwache sei "eindeutig unangemessen", erklärte Schifffahrtsminister Thodoris Dritsas am Montagabend. "Staatsdiener müssen einen kühlen Kopf bewahren und sich im Umgang mit jedem Festgenommenen wie Profis verhalten". Dies gelte auch dann, wenn der Festgehaltene "eines abscheulichen Verbrechens" beschuldigt werde. Bis zu einer Verurteilung gelte die Unschuldsvermutung.

Die Staatsanwaltschaft auf Samos muss nun entscheiden, ob sie gegen den festgenommenen Türken ein Verfahren wegen eines Tötungsdelikts einleitet. Der junge Mann sagte zu Sky News, er sei dazu gezwungen worden, das Flüchtlingsboot Richtung Griechenland zu steuern.

Der griechische Präsident Prokopis Pavlopoulos warf den türkischen Hafenbehörden am Montag vor, die Schleuser zu unterstützen. In den vergangenen Monaten ereigneten sich in den griechischen Gewässern zahlreiche Dramen mit kenternden Flüchtlingsbooten. Im Falle einer Verurteilung müssen Schleuser in Griechenland mit langen Haftstrafen rechnen.


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