"Leclerc war der Bauer, der geopfert wurde"

  15 April 2019    Gelesen: 804
  "Leclerc war der Bauer, der geopfert wurde"

Sebastian Vettel hat bei der Triumphfahrt von Lewis Hamilton im 1000. Formel-1-Rennen nicht mal eine heikle Teamorder entscheidend geholfen. Der Heppenheimer verpasste im Jubiläums-Grand-Prix der Motorsport-Königsklasse den ersehnten ersten Saisonsieg deutlich. Gegen Hamilton, der mit seinem 75. Karriere-Erfolg zum ersten Mal in diesem Jahr die WM-Spitze übernahm, und dessen Mercedes-Teamkollegen Valtteri Bottas blieb Vettel als Dritter beim nächsten Ferrari-Desaster ohne Chance.

Italien

"Gazzetta dello Sport": Der Held ist immer Lewis Hamilton. Im Grund hätte es keinen besseren Sieger für das 1000. Formel-1-Rennen geben können. Der Brite ist das Symbol dieser Epoche. Ein globaler Rockstar, der Ferrari problemlos besiegt. Die große Geschwindigkeit des SF90 ist von Freitag bis Sonntag verschwunden, versenkt von umstrittenen strategischen Beschlüssen, wie beispielsweise der Entscheidung, Vettel auf Kosten Leclercs den Vorzug zu geben.

"Corriere dello Sport": Mercedes auf Höhenflug. Die Silberpfeile feiern den erfolgreichsten WM-Start der Geschichte mit drei Doppelsiegen in drei Rennen. Ferrari hat nicht nur wenig Geschwindigkeit, sondern muss auch mit den negativen Aspekten der Rivalität seiner Piloten umgehen.

"Tuttosport": Alarmglocken bei Ferrari! Vettel zeigt sich am Ende des GP in China mit seinem dritten Platz zufrieden, doch seine Leistungen liegen klar unter den Erwartungen Maranellos. Indem Leclerc ihm den Vortritt lassen muss, erspart man Vettel eine Demütigung. Doch so kann es nicht weitergehen.

"Corriere della Sera": Unfähig, auf Schwierigkeiten zu reagieren, langsam, verworren, chaotisch und mit einer gescheiterten Taktik: Sämtliche Ferrari-Probleme kommen auf einer komplexen Strecke wie jener in China zum Vorschein. Zudem droht die interne Rivalität zwischen den beiden Fahrern voll auszubrechen. Wie lange wird Ferrari Kapitän Vettel noch verteidigen können?

"La Repubblica": Hamilton, der König Nummer 1000. Mercedes schreibt Geschichte, Hamilton und Bottas dominieren die Formel 1, wie es nur Nigel Mansell und Riccardo Patrese 1992 mit ihren glorreichen Williams geschafft haben. Vettels dritter Platz kann einem viermaligen Weltmeister nicht genügen. Leclerc wird immer mehr zum Leader, auch wenn er im Namen des Teams geopfert wird.

Großbritannien

"The Telegraph": Im 1000. Rennen der Formel 1 lieferte Hamilton - der britische Star und statistisch wohl beste Fahrer, der je gelebt hat - eine weitere makellose Leistung ab, indem er zum sechsten Mal in China gewann. Der 75. Sieg seiner Karriere, wobei außer ihm nur noch Michael Schumacher in mehr als 4000 Runden führte.

"The Independent": Lewis Hamilton lieferte eine beeindruckende Leistung mit dem Sieg in China ab, während Ferrari Sebastian Vettel mit einer Teamorder half, auf dem Podium zu landen.

"Sun": Hamiltons 75. Sieg im 1000. Rennen der Formel 1 fällt ihm fast vor die Füße. Ferrari stolpert wieder über sich selbst und macht es Mercedes so unglaublich leicht, die Plätze eins und zwei zu holen. Ferrari muss aufpassen, andernfalls wird die Fehde zwischen Vettel und Leclerc ihre Saison komplett ruinieren.

Spanien

"Marca": Lewis Hamilton hat den Großen Preis von China in einem der einfachsten Rennen seiner langen Karriere gewonnen. Mit Leichtigkeit übertraf der Engländer seinen Teamkollegen, während Sebastian Vettel die Besetzung des Siegerpodests abrundete und sich der Abstand zu den beiden Mercedes weiter vergrößerte. Charles (Leclerc) war der Bauer, der komplett für das Haus Maranello geopfert wurde, wenn auch diesmal richtigerweise, da Seb später zeigte, dass er schneller den Rhythmus fand.

"Mundo Deportivo": Wie schon in Bahrain sah sich Sebastian erneut von seinem Teamkollegen auf der Strecke übertroffen. Aber auch hier reagierte "Seb" rechtzeitig. Er hängte sich dicht an den Monegassen und sein eigenes Team kümmerte sich um den Rest. "Lass Seb vorbeifahren. Lass Seb vorbeifahren", hieß es für Charles in Runde zehn über Funk. Der junge Ferrari-Star antwortete mit einem abgeschnittenen "Aber" voller Ungläubigkeit, die ihm die Sprache verschlug, konnte aber nicht der Anweisung entgehen, eine Lücke für den Teutonen zu öffnen.

"As": Hamilton holt einen lockeren Sieg, und Ferrari sieht wieder mal schlecht aus. Maranello befiehlt Leclerc, sich von Vettel überholen zu lassen. Es ist ein Melodram für Ferrari, sie kreieren ihre eigenen Probleme und ruinieren Leclercs Rennen. Für Mercedes wird das Rennen so zu einem Spaziergang.

Österreich

"Kronen-Zeitung": Lass Sebastian vorbei! Wirbel um Ferrari-Order (...) Lewis Hamilton und Valtteri Bottas sorgten am Sonntag im Grand Prix von China für einen Doppelsieg von Mercedes. Ferrari machte statt mit Schnelligkeit aber wieder einmal mit Stallregie von sich reden.

"Die Presse": Jubiläumsshow nach vertrautem Drehbuch (...) Das 1000. Rennen der Formel 1 war keines für die Geschichtsbücher. (...) Keine Sternstunde der Motorsportgeschichte also.

Frankreich

"L'Equipe": Der 1000. Grand Prix wird nicht wegen seiner tristen Feierlichkeiten in Erinnerung bleiben. Auch nicht wegen des Rennverlaufs, der linear und monoton war. Nein, dieser 16. Grand Prix von China markiert zweifellos den Beginn einer sorgenvollen Zeit für Ferrari. Es ist eindeutig und unbestreitbar, dass Charles Leclerc nicht länger im Schatten bleiben will. Das Rennen war eine einzige Unabhängigkeits-Erklärung eines gerade mal 21-jährigen Bengels, der lauthals seinen Willen äußert.

Schweiz

"Neue Zürcher Zeitung": Leclerc oder Vettel? Die Frage wird nach dem Formel-1-GP von China immer drängender. Noch bevorzugt der italienische Rennstall Ferrari Sebastian Vettel. Der junge Charles Leclerc macht aber kein Hehl daraus, dass er die Teamorder lieber früher als später ändern möchte. Sebastian Vettel kam auf dem Shanghai International Circuit bloß auf den dritten Platz und nie wirklich in die Nähe von Lewis Hamilton und Valtteri Bottas, die sich früh abgesetzt hatten.

n-tv


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