Bei einer neuen Runde der Gewalt zwischen Israel und dem palästinensischen Gazastreifen sind mindestens sechs Palästinenser und ein Israeli getötet und mehrere Menschen verletzt worden. Die israelische Luftwaffe griff nach Armeeangaben am Samstag 120 Ziele in dem Küstenstreifen am Mittelmeer an. Zuvor hatten militante Palästinenser wieder begonnen, Raketen auf Israel abzuschießen. Nach Angaben der Zeitung "Times of Israel" waren es bis zu Abend etwa 300 Raketen und Granaten, die auf israelische Städte in der Grenzregion abgefeuert wurden.
Im Gazastreifen starb nach Angaben des örtlichen Gesundheitsministeriums eine Schwangere und ihr 14 Monate altes Kind, als die israelische Luftwaffe einen Militärposten in der Nähe ihres Hauses bombardierte. Zudem sei ein 22-Jähriger Zivilist bei einem Luftschlag der Israelis im Norden des Gebiets getötet worden. Dort wurde auch ein junger Mann von Granatsplittern tödlich getroffen. Sechs weitere Menschen, drei Zivilisten und drei Kämpfer, seien verletzt worden.
Bei einem der Luftangriffe wurde nach Augenzeugenberichten auch ein sechsstöckiges Gebäude im Westen von Gaza-Stadt zerstört. In dem Gebäude habe sich unter anderem das Büro der staatlichen türkischen Nachrichtenagentur Anadolu befunden. Über Opfer bei diesem Angriff wurde zunächst nichts bekannt. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan verurteilte den Angriff auf das Anadolu Büro in Gaza "aufs Schärfste". Auf Twitter schrieb er auf Englisch und Türkisch: "Trotz aller Angriffe wird die Türkei und die Anadolu-Agentur der Welt weiter über den Terrorismus Israels und die Gräueltaten in Gaza und anderen Teilen Palästinas berichten."
Zehntausende fliehen in Schutzräume
Die Palästinenser feuerten den ganzen Tag über Raketen in Richtung Israel, die Angriffe hielten auch am Abend an. Israel flog weiter Luftangriffe. In Israel wurden mehrere Häuser in Ortschaften in der Nähe des Gazastreifens von Raketen getroffen. Dabei erlitt laut israelischen Medien am Samstag eine Frau in Kirjat Gat gefährliche Gesichtsverletzungen durch Splitter. Ein Mann sei in Aschkelon verletzt worden. Zehntausende Menschen mussten in Schutzräume flüchten, in den betroffenen Regionen heulten immer wieder die Sirenen.
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu nahm an einer Krisensitzung im Verteidigungsministerium in Tel Aviv teil. Israels Raketenabwehrsystem habe Dutzende Geschosse abgefangen, teilten die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) mit. Die Armee griff eine Reihe von Militärposten der in Gaza regierenden radikalislamischen Hamas und des Islamischen Dschihad an. Zwei Raketenwerfer im Norden Gazas seien getroffen worden, hieß es. Israel schloss die beiden Grenzübergänge für Menschen und für Waren zum Gazastreifen und verbot auch den Fischern, auszulaufen.
Das Auswärtige Amt in Berlin verurteilte den massiven Raketenbeschuss Israels. Das Land habe das Recht, sich zu verteidigen und seine Bürger zu schützen, hieß es in einer Erklärung auf Twitter. Zugleich forderte das Ministerium beide Seiten zur Zurückhaltung auf. Bemühungen Ägyptens und der Vereinten Nationen um eine Beruhigung der Lage hätten die volle Unterstützung Deutschlands.
Song Contest im Visier
Militante Palästinenserorganisationen rechtfertigten die Raketenangriffe mit dem Tod von Palästinensern bei Protesten der vergangenen Tage. Der Islamische Dschihad machte deutlich, dass die Angriffe auch darauf abzielten, die Organisation des in knapp zwei Wochen geplanten Gesangswettbewerbs Eurovision Song Contest in Tel Aviv zu stören. Ein Hamas-Sprecher sagte, die Vereinbarungen für eine Waffenruhe seien "kein Hindernis" für Antworten auf Aggression: "Das Blut unseres Volkes ist eine Rote Linie."
Die Spannungen zwischen Israel und den Palästinenserorganisationen im Gazastreifen waren nach einer Zeit relativer Ruhe zuletzt erneut eskaliert. Bei Protesten an der Grenze zu Israel und bei israelischen Luftangriffen waren am Freitag vier Palästinenser getötet worden. Rund 50 Palästinenser wurden verletzt. Nach Angaben der israelischen Streitkräfte wurden zudem zwei israelische Soldaten an der Grenze durch Schüsse verletzt.
Quelle: n-tv.de, ino/dpa
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