„Südafrika-Wahl ist Denkzettel für ANC“

  11 Mai 2019    Gelesen: 341
„Südafrika-Wahl ist Denkzettel für ANC“

Das Wahlergebnis in Südafrika ist aus Sicht des „Spiegel“-Korrespondenten Bartholomäus Grill ein deutlicher Denkzettel für die Regierungspartei ANC.

Dass der ANC nach vorläufigen Zahlen nur noch 57,5 Prozent der Stimmen auf sich vereinen konnte, liege vor allem an der Politik unter dem früheren Präsidenten Jacob Zuma, sagte Grill im Deutschlandfunk. Zwischen 2009 und 2018 habe Südafrika „neun verlorene Jahre“ erlebt, die das Land weit zurückgeworfen hätten. Die Zuma-Regierung sei kleptokratisch gewesen, habe umgerechnet etwa 100 Milliarden Euro veruntreut oder abgezweigt und Südafrika damit in eine schwere Wirtschaftskrise gestürzt.

Erst durch den seit gut einem Jahr amtierenden Präsidenten Cyril Ramaphosa sei wieder Hoffnung aufgekeimt, erklärte der Journalist. Ramaphosa habe allerdings eine „gewaltige Aufgabe vor sich“, wenn er mit seinen Reformideen Erfolg haben wolle. Ein Grund dafür sei, dass der ANC „vollkommen zerstritten, moralisch verrottet und voller korrupter Funktionäre“ sei. Da müsse der neue Präsident aufräumen und gleichzeitig die Wirtschaft wieder in Gang bringen.

Apartheid ist oft „Ausrede“

Der ANC hatte in früheren Zeiten teilweise rund 70 Prozent der Wählerstimmen erreicht. Dass er auch heute noch eine Mehrheit hat, liegt laut Grill daran, dass sich die Menschen immer noch an die Überwindung der Apartheid unter Nelson Mandela Anfang der 1990er-Jahre erinnern. Außerdem habe die Partei einen „rudimentären Sozialstaat“ in Südafrika eingeführt.

Der Korrespondent fügte hinzu, dass Südafrika heute das Land mit der größten strukturellen Ungleichheit weltweit sei, liege nicht nur an der früheren Apartheid-Politik. Das sei eine „beliebte Ausrede der politischen Elite“. Immerhin hätte die Regierung schon 25 Jahre Zeit gehabt, die Situation zu verbessern. Es sei eine „große Enttäuschung“, dass dies nicht gelungen sei.


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