Die SPD hat die Machtübergabe in den vergangenen Jahren wie bei einer 100-Meter-Staffel organisiert: Sigmar Gabriel übergab 2017 an Martin Schulz, der wiederum 2018 Andrea Nahles als designierte Nachfolgerin auswählte. Diese Zeiten sind vorbei, bei der Nahles-Nachfolge gehen die Genossen einen ganz neuen Weg.
Man wolle "Türen aufstoßen", sagt Generalsekretär Lars Klingbeil, "und mit alten Ritualen Schluss machen". 23.336 Ideen, Vorschläge und Wünsche von der Basis seien im Willy-Brandt-Haus eingegangen, Klingbeil spricht von einer "überwältigenden Resonanz".
Erste Erkenntnis: Die Mitglieder wollen beteiligt werden, es soll eine verbindliche Befragung geben, an die der Parteitag politisch gebunden sein dürfte, so Klingbeil. Außerdem gebe es den großen Wunsch in der Partei, "dass die SPD künftig von einer Doppelspitze - selbstverständlich Mann und Frau - geführt wird".
Am kommenden Montag will das Präsidium einen oder mehrere Vorschläge machen, wie die Wahl ablaufen soll. Dann entscheidet der Parteivorstand. Bundesweite Vorstellungsrunden, Team- und Einzelkandidaturen, Onlineabstimmungen und Briefwahl - die Sozialdemokraten diskutieren viele Varianten. Das Ziel: raus aus der Dauermisere, der Führungskrise, dem ewigen Abwärtsstrudel.
Ist diese Aufgabe überhaupt machbar? Die neue Parteispitze soll möglichst beide Flügel abbilden - Linke und Seeheimer. Die Kandidaten sollen bekannt sein, aber auch für einen Neuanfang stehen, für die Zeit nach der Großen Koalition. Jung und alt, Mann und Frau, Ost und West: Es werden so viele Ansprüche formuliert, dass es schwerfällt sich vorzustellen, welches Genossenduo dem gerecht werden soll.
Noch kristallisiert sich niemand heraus, der unbedingt die Führung übernehmen will. Klar scheint nur: Es soll nicht so weitergehen wie bisher. Und so hat nicht nur das Übergangstrio aus Malu Dreyer, Manuela Schwesig und Thorsten Schäfer-Gümbel klargestellt, auf eine Kandidatur zu verzichten. Auch die Minister Olaf Scholz und Hubertus Heil haben sich aus dem Spiel genommen. "Ich habe nicht vor, zu kandidieren", sagte Arbeitsminister Heil dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, "ich weiß aber, wen ich will". Auch Umweltministerin Svenja Schulzestrebt den Parteivorsitz nach eigenen Worten nicht an.
Aus dem Kabinett bleiben damit nur noch drei mögliche Kandidaten. Wer kommt sonst noch infrage? Und was hieße etwa eine Bewerbung von Juso-Chef Kevin Kühnert für die GroKo? Acht mögliche Kandidaten im Überblick.
spiegel
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