„Zum Wohl“: Firma braut Bier aus Abwasser

  28 Juni 2019    Gelesen: 774
  „Zum Wohl“: Firma braut Bier aus Abwasser

Bei Wassermangel kann wiederaufbereitetes Wasser helfen. Um darauf aufmerksam zu machen, hat eine Firma Bier aus Abwasser gebraucht. Das „Reuse Brew“ könne sich mit jedem anderen Altbier messen, sagt Jens Scheideler von Xylem.

Gemeinsam mit den Berliner Wasserbetrieben und dem Kompetenzzentrum Wasser Berlin hat Xylem Abwasser so hochgradig aufbereitet, dass am Ende nur noch feine Wassermoleküle vorhanden waren. Das Wasser war so sauber, dass es zum Brauen wieder mit Mineralien versetzt werden musste, berichtet Jens Scheideler von Xylem Deutschland im Sputnik-Interview:

„Das Bier schmeckt tatsächlich sehr gut. Es ist ein klassisches Altbier geworden und schmeckt tatsächlich wie ein normales Altbier, was wir auch im Supermarkt kaufen können. Da würden sie in einer Blindverkostung keinen Unterschied schmecken. Wir haben das natürlich analysieren lassen, und auch da war der Befund, dass es keinen Geruch oder Geschmack mehr aufweist, der irgendwie auf das Abwasser zurückschließen lassen könnte.“

Wasserknappheit führt zu politischen Krisen

Durch die Urbanisierung gibt es an vielen Orten der Welt Ansammlungen von sehr vielen Menschen auf sehr begrenztem Raum. Dadurch geraten die natürlichen Wasserreserven wie das Grundwasser oder Talsperren unter Stress. Scheideler erinnert an die Hauptstadt von Südafrika: Kapstadt. Dort war man letztes Jahr kurz davor, dass gar kein Wasser mehr verfügbar war. Das hätte zu einer politischen Krise geführt, die dann nur knapp abgewendet werden konnte.

Auch in den Vereinigten Staaten, Afrika und Asien habe man solche Problematiken. In Indien steht die Fünf-Millionen-Metropole Chennai kurz davor, komplett auszutrocknen, und auch manche Orte in Deutschland trocknen aus, und der Grundwasserspiegel oder Talsperren sinken zu stark ab. Da ist das Wiederverwenden von Abwasser eine gute Lösung, um die natürlichen Wasserressourcen zu entlasten.

Keine Angst vor Abwasser

Scheideler erklärt: „Wir haben das Bier gebraut, um darauf aufmerksam zu machen. In Deutschland müssen wir kein Bier aus Abwasser brauen, das wird auch künftig nicht nötig sein. Was ich mir aber vorstellen kann, ist, dass wir das Abwasser nutzen, um zum Beispiel Felder zu bewässern, Ernteausfälle zu verhindern oder um Grundwasserspiegel wieder aufzufüllen. Das ist ein gängiges Verfahren, was international auch erprobt ist. Das Bier haben wir gebraut, um zu zeigen: Man muss keine Angst vor solch einem aufbereiteten Abwasser haben, das ist so sicher und hat eine so hohe Qualität, dass man das ganz bedenkenlos trinken kann.“

Wenn man Wasser nutzt, um einfach nur ein Feld zu bewässern, seien deutlich niedrigere Standards möglich als beim Bierbrauen. Die Aufbereitung sei nicht so aufwendig und teuer und dadurch auch sehr nachhaltig. Aber auch anspruchsvolle Verfahren, so Scheideler, seien zum Teil günstiger, als Wasser über große Distanzen durch Rohrleitungen, zum Beispiel von einer Talsperre in eine Stadt, zu transportieren. So sei „Re-Use Wasser“ auch aus ökonomischer Sicht sehr reizvoll, wenn man sonst Wasser aus kilometerweiten Entfernungen herpumpen müsste.

sputniknews


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