Vertreter von Regierung und Opposition sind in Venezuela erneut auf die Straße gegangen. Zum venezolanischen Unabhängigkeitstag haben beide Seiten bei Kundgebungen tausende Anhänger mobilisiert. Der umstrittene Staatschef Nicolás Maduro ließ zum Nationalfeiertag in Caracas Militäreinheiten aufmarschieren. Der selbst ernannte Interimspräsident Juan Guaidó führte eine Kundgebung an, die gegen den mutmaßlichen Foltertod eines inhaftierten Marineoffiziers protestierte.
Maduro erklärte bei der Eröffnung der Militärparade, er erwarte in der kommenden Woche "gute Nachrichten" von den Gesprächen mit Oppositionsvertretern in Norwegen. "Wir müssen alle nachgeben, um Vereinbarungen zu erreichen", sagte der Präsident. Gleichzeitig ordnete er für den 24. Juli ein Militärmanöver an, um die Verteidigung von Venezuelas Grenzen zu sichern. Er wolle damit die Verteidigungsbereitschaft seines Landes angesichts "wiederholter Offensiven" der USA "testen".
Guaidó sagte auf der Oppositionsdemonstration, er fürchte nicht die Gespräche in Norwegen. Bei möglichen Verhandlungen müsse es allerdings um drei Ziele gehen: den Rücktritt des umstrittenen Staatschefs Nicolás Maduro, die Bildung einer Übergangsregierung und die Ansetzung von Neuwahlen. Er werde nicht an Initiativen teilnehmen, die nur Maduro Zeit gewinnen ließen. Seine Anhänger rief er zum Durchhalten auf: "Gebt nicht auf! Wir werden es schaffen! Habt keine Zweifel, wir werden erfolgreich sein", sagte Guaidó. Er kündigte eine Fortsetzung der Demonstrationen an und versprach, "ganz Venezuela zu mobilisieren".
Die Kundgebung versuchte, bis zum Hauptquartier des militärischen Sicherheitsdienstes DGCIM in Caracas zu gelangen, der für den Tod Ende Juni des Marineoffiziers Rafael Acosta verantwortlich gemacht wird. Sicherheitskräfte blockierten jedoch den Marsch der Opposition.
Die oberste Menschenrechtswächterin der Vereinten Nationen hatte am Freitag Folter in Venezuela angeprangert. In den Internierungslagern mit willkürlich Verhafteten gebe es Anzeichen für systematische Folter, sagte die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, am Freitag vor dem UN-Menschenrechtsrat in Genf. Der venezolanische Vize-Außenminister William Castillo wies alle Vorwürfe zurück.
Venezuela befindet sich seit Jahren in einer schweren politischen und wirtschaftlichen Krise. Seit Monaten liefern sich Maduro und Guaidó einen erbitterten Machtkampf. Ende April war ein Putschversuch von Teilen der Streitkräfte gegen Maduro gescheitert. Der umstrittene Staatschef kann nach wie vor auf den Rückhalt der Militärführung zählen und wird unter anderem von Russland unterstützt. Guaidó hatte sich am 23. Januar zum Übergangspräsidenten erklärt. Etwa 50 Staaten, darunter Deutschland und die USA, haben ihn anerkannt.
n-tv
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