Der Rat an alle: nicht die tiefen Schlaglöcher sind auf der Karibikinsel gefährlich, sondern korrupte Polizisten, die unvermittelt auf Mopeds auftauchen. Damit will ich aber ganz und gar nicht davon abraten, die Domrep mit dem Leihwagen zu erkunden. Ganz im Gegenteil kann man nur so die Schönheit des Eilandes ermessen. Die Insel hat so viel mehr zu bieten als Punta Cana und Puerto Plata. Es ist ganz ähnlich, als würde man Mallorca nur auf den Ballermann reduzieren.
Aber auch wir beginnen unsere Tour im touristischen Bavaro, einem Nachbarstrand von Punta Cana - schnell in circa 30 Minuten vom internationalen Flughafen zu erreichen. Nach einem 9-Stunden-Flug ist es immer schön, den ersten Sonnenuntergang nicht im Auto, sondern mit den Füßen im Sand zu genießen. Im Tageslicht bei einem ausgedehnten Strandlauf erkennen wir, wie die Dominikanische Republik schon bald 10 Millionen Touristen pro Jahr begrüßen möchte. Am Strand reiht sich ein Hotel internationaler Ketten an das nächste, all inclusive ab 120 Euro für zwei Personen pro Tag, da geht keiner mehr für ein Bier in eine lokale Bar. Der blütenweiße Strand mit den riesigen Palmen ist übersät von tausenden Liegen. Geölte Körper aus aller Welt dösen, lesen, trinken. Das Paradies sieht irgendwie anders aus.
Individuelle Ausflüge lohnen sich
Nach zwei Tagen eingelullt von Salsa und endlosem Essen machen wir uns auf - Ade Sonnenliege für die nächsten Tage. Den Leihwagen sollte man über ein Vergleichsportal mieten, vielleicht schon bei der Anreise am Flughafen mitnehmen, das ist halb so teuer wie die Anmietung im Hotel. Los Haitises ist unser erstes Ziel, das Naturparadies in der Bucht von Samana. Wir wählen den Landweg, über unglaubliche Schotterpisten geht es vorbei an liegengebliebenen Lkw über kurvige Straßen gen Norden. Der Kleinwagen gibt sein Bestes. Bei der Durchquerung eines Flusses, der die Straße einfach verschluckt hat, lotst uns dann aber zum Glück ein Dorfbewohner durch das Wasser. Kleiner Tipp:Immer genug Kleingeld dabei haben, Hilfe will überall belohnt werden.
Paraiso Cano Hondo, nahe des Ortes Sabana de la Mar, ist ein uriges Guesthouse und scheint aus dem Urwald herauszuwachsen. Naturmaterialien und ein Architekt, der den Fluss mitten durch die Anlage plätschern lässt, über Bassins und kleine Wasserfälle, vervollständigen den Eindruck, mitten im Dschungel zu sein. Fast noch schöner, da luftiger, ist jedoch das Nachbarhaus Altos Cano Honda. Mit atemberaubendem Blick auf den Nationalpark und seine charakteristischen runden Erhebungen.
Mit dem Motorboot durch die Natur
Rund 50 Dollar kostet uns ein kleines Motorboot mit Fahrer, der uns die Schönheiten der Bucht zeigt. Es geht durch einen Tunnel von Mangroven, von denen es hier rund 50 Arten gibt, hinaus aufs Meer. Vor uns ragen Inseln und Hügel aus dem Wasser, auf denen einzigartige Orchideen wachsen und Pelikane in den Bäumen brüten. Versteckt im Landesinneren sehen wir Höhlen mit Wandmalereien der Ureinwohner und Graffitis neueren Datums. Einige Schnellboote aus Samana, auf der anderen Seite der Bucht, lärmen um uns herum, ansonsten stört nichts dieses einmalige Naturerlebnis.
Nächster Stopp ist die Halbinsel Samana mit gleichnamigem Ort. Im Februar sind hier die Wale. Bei unserem Besuch ist von den Menschenmassen, die die Meeressäuger sehen wollen, zum Glück noch nichts zu spüren. Unser Ziel liegt weiter nördlich, ganz an der Spitze der Landzunge: ein ehemaliges Hippie Dorf, Las Galeras. Der Weg dorthin kurvt über grüne steile Hügel. Die Belohnung am Ziel ist einer der schönsten Strände der Welt, die Playa Rincon, und ein spektakulärer Rundumblick im gerade fertiggestellten Guest House Sunset Samana. Ein echter Geheimtipp. Hier kann man für 90 Euro die Nacht im Doppelzimmer in die Sterne blicken und sich fühlen wie Robinson Crusoe. Ebenfalls empfehlenswert ist das Todo Blanco direkt am Strand: weißer Kolonialstil mit italienischem Hotelchef und tobenden Riesenhunden im Garten.
Auf dem Rückweg haben wir dann die anfangs erwähnte Begegnung mit der örtlichen Polizei in der Hauptstadt der Insel, Santo Domingo, was die Stimmung für einen Moment etwas trübt. Aber am Ende lohnt sich aber auch dieser Abstecher, denn er gibt Einblick in die Geschichte der Region. Wir übernachten im ältesten Hotel der neuen Welt, dem Hostal Nicolas de Ovando. Ein herrlicher Palast mitten in der Stadt. Der erste Gouverneur von Hispaniola, wie die Insel damals hieß, ließ ihn im 16. Jahrhundert erbauen. Die Innenhöfe bieten Ruhe und Abgeschiedenheit unter Palmen wie in vergangenen Tagen.
Charmante Hotels im Kolonialstil
Die Zimmer im Originaltrakt des 5-Sterne-Hauses sind im Kolonialstil eingerichtet und die dicken Mauern lassen die Mühen erahnen, mit denen die Gebäude vor Hunderten von Jahren im schwülheißen Klima errichtet worden sind. Das Hostal ist der perfekte Ausgangspunkt für einen Rundgang durch die Altstadt mit einer Reihe imposanter Kolonialbauten. Das Nachtleben ist karibisch-quirlig mit schicken Restaurants und Cocktailbars.
Die letzten Tage verbringen wir noch einmal hinter hohen Mauern eines All-Inclusive-Hotels, diesmal in Bayahibe. In diesem Naturschutzgebiet, beliebt bei Tauchern, zieht der Tourismus erst noch so richtig ein. Neben dem Hotel wächst sofort Dschungel und Mangrovenwald, Manatees werden hier gesichtet und die Unterwasserwelt ist karibisch bunt. Beim Tauchgang an einem versenkten Wrack wuseln hunderte kleiner Fischchen um uns herum. Angefüttert von Tauchern, nun ja, aber schön anzusehen vor dem Hintergrund der Mini-"Titanic" auf 15 Metern Tiefe.
In Bayahibe gibt es tatsächlich so etwas wie einen Ortskern. Hier tanzen die Bewohner mit Urlaubern, die sich aus ihren Hotels ins echte Leben verirrt haben, am Abend vor dem kleinen Supermarkt Merengue und Salsa. Im Shop hängt eine Riesenbox, die die Musik der Nachbarn einfach übertönt. Also finden wir es endlich noch, das karibische Lebensgefühl, das an vielen Stellen der Insel durch den Massentourismus auf der Strecke geblieben ist. Beschwingt machen wir uns auf zum Flughafen und die Musik hallt noch nach, als wir uns auf einen langen Nachtflug einrichten und uns von der Dominikanischen Republik verabschieden.
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