Ex-Premier Blair ruft Labour zum Aufstand gegen Corbyn auf

  19 Dezember 2019    Gelesen: 706
Ex-Premier Blair ruft Labour zum Aufstand gegen Corbyn auf

Drei Monate will sich Jeremy Corbyn noch an der Labour-Spitze halten - obwohl er die Parlamentswahl krachend verloren hat. Ex-Premier Tony Blair macht ihm schwere Vorwürfe.

Nach der deutlichen Niederlage seiner Labour-Partei bei den britischen Parlamentswahlen hat der ehemalige Premierminister Tony Blair die gemäßigten Mitglieder dazu aufgerufen, Parteichef Jeremy Corbyn die Kontrolle zu entziehen. Dessen "quasi-revolutionärer Sozialismus" sei gescheitert, sagte Blair bei einer Rede in London. Die "Übernahme der äußersten Linken" habe jede "Glaubwürdigkeit einer möglichen Regierung" zunichte gemacht. "Das Ergebnis hat Schande über uns gebracht", sagte Blair.

Bei der britischen Parlamentswahl am 12. Dezember hatte die Labour-Partei die größte Wahlschlappe seit 80 Jahren eingefahren. Die britischen Sozialdemokraten verloren rund ein Viertel ihrer Mandate. Die Konservativen von Premierminister Boris Johnson hingegen sind so stark wie schon lange nicht mehr.

Corbyn räumte erst nach drei Tagen einen Teil der Verantwortung für das Ergebnis ein. Dennoch will der Chef der Sozialdemokraten seinen Posten erst im kommenden Frühjahr abgeben - wenngleich der Druck auf ihn stetig wächst (hier lesen Sie mehr dazu).

Blair: Unklare Labour-Haltung zum Brexit fast komödiantisch

Angesichts der Lage seiner Partei würden wohl nur wenige dagegen wetten, dass die Tories noch in zehn Jahren an der Regierung seien, sagte Blair. Die einzige Chance sei ein Kursschwenk der Labour-Führung. "Labour kann sich neu aufstellen als ernsthafter, fortschrittlicher, nicht-konservativer Mitbewerber um die Vormacht in der britischen Politik, oder sie kann sich von den Ansprüchen für immer verabschieden und wird früher oder später ersetzt."

Corbyn habe sich mit Ideen an Labour-Wähler gewandt, die diese überhaupt nicht interessiert hätten, sagte Blair. Die "Kombination aus fehlgeleiteter Ideologie und unendlicher Unfähigkeit" sei von ihnen "als Beleidigung" aufgefasst worden. Vor allem die uneindeutige Haltung Corbyns zum EU-Austritt griff er an: Diese sei schon fast komödiantisch gewesen. "Die Abwesenheit der Führung bei der derzeit größten Frage überhaupt hat alle anderen Zweifel an Jeremy Corbyn verstärkt."

Quelle : spiegel.de


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