"Mit großem Kummer und tiefer Trauer beklagt das Königshaus Seine Majestät Sultan Kabus bin Said, der am Freitag verstorben ist", hieß es in der offiziellen Erklärung des Oman. Kabus war bereits seit längerer Zeit krank und soll an Darmkrebs gelitten haben.
Kabus war der am längsten regierende arabische Monarch. Er saß seit knapp 50 Jahren auf dem Thron des Sultanats im Osten der Arabischen Halbinsel. Am 23. Juli 1970 bestieg er den Thron, nachdem er seinen Vater abgesetzt hatte, dem er vorwarf, nichts gegen die Rückständigkeit seines Landes zu unternehmen. Gleich nach seinem Amtsantritt begann Kabus, das kleine Sultanat zu modernisieren.
Unmittelbar nach der Meldung des Todes von Sultan Kabus begannen die Spekulationen über seine Nachfolge. Er hatte keinen Thronfolger hinterlassen. Der Verteidigungsrat öffnete in Anwesenheit von Mitgliedern der Herrscherfamilie einen Brief von Kabus. Dort war der letzte Wille des Verstorbenen hinterlegt.
Wenige Stunden später teilte die Regierung des Oman auf Twitter mit, dass der Cousin des Monarchen, Haitham bin Tarik, zum Nachfolger ernannt worden sei. Der bisherige Kultusminister habe bereits seinen Amtseid abgelegt, nachdem eine Versammlung der Königsfamilie die Entscheidung des verstorbenen Sultans für seine Nachfolge gebilligt habe.
Den Vater weggeputscht, das Land modernisiert
Zu den Errungenschaft der Ära Kabus gehört eine funktionierende Infrastruktur. Als er sich am 23. Juli 1970 an die Macht putschte und seinen Vater aufs Altenteil verbannte, hatte das Land gerade einmal zehn Kilometer asphaltierte Straße. Kabus sorgte dafür, dass die medizinische Versorgung kostenlos wurde und in den Städten sogar westliches Niveau erreicht. Auch Schulen sind beitragsfrei. Zudem wurden Renten für Alte, Witwen und Waisen sowie ein Mindestlohn eingeführt. Erdöl hat den Oman und seine Bewohner wohlhabend, aber nicht so größenwahnsinnig wie andere Golfstaaten gemacht.
Stabilität und Wohlstand haben Kabus zum unumstrittenen Alleinherrscher gemacht. Und das, obwohl er seinem Volk Freiheitsrechte verwehrte, für die in anderen Ländern Aufstände losbrechen. Die Medien im Sultanat sind gelenkt, politische Mitbestimmung gibt es praktisch nicht - auch wenn der Herrscher es mit viel Fingerspitzengefühl verstand, auf die Bedürfnisse der verschiedenen Teile der Gesellschaft einzugehen.
Menschenrechtsorganisationen kritisieren die eingeschränkte Meinungs- und Versammlungsfreiheit. So berichtete Human Rights Watch von Haftstrafen für Facebook und Twitter-Nutzer, die angeblich Gott oder den Sultan beleidigt hätten. Doch im Oman blieb es auch während des Lauffeuers der arabischen Aufstände 2011 vergleichsweise ruhig. Der Herrscher erließ kleinere Reformen. Die Zeit der Umstürze zog unbeschadet an ihm vorbei.
Kabus zeigte sich in den vergangenen Jahren kaum noch öffentlich und schickte meistens seine Minister. In der 2011 eröffneten prachtvollen schneeweißen Oper Maskats blieb ein Stuhl seit Jahren leer: Der mit rotem Samt überzogene Opernthron des Sultans. Zeitweise musste Kabus sich in Garmisch-Partenkirchen behandeln lassen. In die bayerische Stadt reiste Kabus gerne - und kam bis kurz vor seinem Tod immer zurück.
spiegel
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