In Europa gibt es erstmals drei bestätigte Infektionen mit dem Coronavirus. Es seien zwei Verdachtsfälle "bestätigt" worden, sagte die französische Gesundheitsministerin Agnès Buzyn am Abend bei einer Pressekonferenz in Paris. Später wurde die Zahl der Betroffenen auf drei erhöht.
Die französischen Behörden setzten alles daran, eine mögliche Ausbreitung des Virus zu verhindern, sagte Buzyn. Einer der Patienten wird demnach in einem Krankenhaus in Bordeaux behandelt, ein weiterer in Paris. "Wir werden wahrscheinlich noch weitere Fälle haben", sagte Buzyn.
Einer der Männer ist laut der Ministerin 48 Jahre alt und war vor zwei Tagen von einer Reise aus Wuhan zurückgekehrt. Dort wurde das Virus im Dezember erstmals nachgewiesen. "Er wurde in einen isolierten Raum gebracht, um Kontakt mit der Außenwelt zu vermeiden. Es geht ihm gut", sagte Buzyn. Über den anderen Fall liegen laut der Ministerin noch keine weiteren Erkenntnisse vor.
Auch in Deutschland hatte es bereits drei Verdachtsfälle in Düsseldorf, Berlin und Baden-Württemberg gegeben – alle fielen negativ aus. In China ist indes die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus gestiegen. Nach Angaben von chinesischem Staatsfernsehen und lokalen Behörden sind in der Provinz Hubei, in der Wuhan liegt, weitere 15 Menschen gestorben.
In China haben sich nach offiziellen Angaben bislang rund 830 Menschen mit dem potenziell tödlichen Erreger infiziert. In 26 Fällen verlief die Krankheit demnach bislang tödlich. Um eine weitere Ausbreitung zu verhindern, hatte China am Donnerstag - kurz vor dem chinesischen Neujahrsfest - rund 43 Millionen Menschen praktisch unter Quarantäne gestellt.
Die Behörden riegelten dafür auch die Elf-Millionen-Metropole Wuhan ab. In der Stadt wird derzeit im Schnellverfahren ein neues Krankenhaus zur Behandlung von Infizierten gebaut. Das Land hatte zudem Teile der chinesischen Mauer geschlossen und Großveranstaltungen zum chinesischen Neujahrsfest abgesagt. (Lesen Sie hier, was Reisende zu dem Virus wissen müssen.)
In den USA waren bis Freitag zwei Fälle bestätigt worden - einer in Seattle und einer in Chicago. Die USA kündigten am Freitag an, das Personal ihres Generalkonsulats und deren Familien aus Wuhan abzuziehen.
Eine hohe Fallzahl in Deutschland ist nach Einschätzungen von Experten jedoch nicht zu erwarten. "Dass sich jemand mit dem neuen Coronavirus angesteckt hat, ist aber nur zu befürchten, wenn er in Wuhan war oder mit Infizierten Kontakt hatte", sagt Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg dem SPIEGEL. "Bei allen anderen sind andere Erklärungen wie die Grippeviren viel, viel wahrscheinlicher."
Die WHO verzichtet trotz der rasanten Ausbreitung der Lungenkrankheit in China bisher auf das Ausrufen einer "gesundheitlichen Notlage von internationaler Tragweite". Allerdings könnte sich die Situation noch zu einer "Notlage" entwickeln, hatte WHO-Direktor Tedros Adhanom Ghebreyesus am Donnerstag gesagt.
spiegel
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