Holocaust-Leugnerin löst Tumult aus

  11 Februar 2016    Gelesen: 724
Holocaust-Leugnerin löst Tumult aus
Vor dem Detmolder Landgericht hat der Prozess gegen einen 94-Jährigen begonnen, der Wachmann im KZ Auschwitz war. Noch vor dem Auftakt löste eine verurteilte Holocaust-Leugnerin, 87, einen Eklat aus.
Vor dem Prozessauftakt gegen einen früheren SS-Wachmann des Konzentrationslagers Auschwitz hat es in Detmold einen Tumult um die Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck gegeben.

Die 87-Jährige wurde nach Polizeiangaben vor dem Besuchereingang körperlich bedrängt und musste von Beamten vor Übergriffen geschützt werden. Anschließend habe sie mit einem Auto den Ort verlassen, sagte ein Sprecher.
Die in rechtsextremen Kreisen populäre Haverbeck wurde zuletzt wegen Volksverhetzung in zwei Fällen zu zehn Monaten Gefängnis ohne Bewährung verurteilt. Sie hatte im April 2015 am Rande des Lüneburger Prozesses gegen den früheren SS-Mann Oskar Gröning vor Journalisten behauptet, das KZ Auschwitz sei kein Vernichtungs-, sondern ein Arbeitslager gewesen.

In Detmold muss sich zur Zeit der frühere SS-Wachmann des KZ Auschwitz Reinhold H. vor Gericht verantworten. Dem 94-Jährigen aus Lippe wird Beihilfe zum Mord in mindestens 170.000 Fällen vorgeworfen.

Der Angeklagte soll 1943 und 1944 als Angehöriger des SS-Totenkopfsturmbanns Auschwitz im Stammlager eingesetzt worden sein. Die Staatsanwaltschaft beschuldigt H. der Beihilfe bei der sogenannten Ungarn-Aktion, der Beihilfe bei Massenerschießungen und der von den Nazis sogenannten Selektion von KZ-Insassen zur Ermordung.

Reinhold H. hat bereits vor dem Prozess eingeräumt, im Stammlager eingesetzt gewesen zu sein. Eine Beteiligung an Tötungen von Menschen bestreitet er aber. Die Staatsanwaltschaft betont, mit seinem Einsatz als Wachmann habe er zum Funktionieren der Maschinerie beigetragen.
Das Landgericht Detmold muss nun darüber befinden, ob Reinhold H. sich schuldig gemacht hat. Ein Gutachter attestierte dem 94-Jährigen eingeschränkte Verhandlungsfähigkeit - nun sollen die Sitzungen maximal zwei Stunden pro Prozesstag dauern.

Vor Gericht herrschte großer Andrang, Dutzende Journalisten aus dem In- und Ausland verfolgten den Prozessauftakt. Auch Auschwitz-Überlebende und Angehörige kamen zur Verhandlung in den Räumen der Industrie- und Handelskammer.

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