Sollte sich der Zollkonflikt erneut verschärfen, dürfte das Bruttoinlandsprodukt 2020 stagnieren, sagte Sparkassen-Präsident Helmut Schleweis am Dienstag in Berlin. Die Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe bezifferten diese Gefahr allerdings mit einer Wahrscheinlichkeit von 15 bis 20 Prozent. Im Basisszenario gehe man davon aus, dass der deutsche Wachstumsmotor 2020 wieder verhalten anspringen werde, sagte Schleweis. Demnach dürfte die Konjunktur um 0,9 Prozent anziehen und im nächsten Jahr um 1,1 Prozent zulegen.
Im vergangenen Jahr war die deutsche Wirtschaft nur um 0,6 Prozent gewachsen und damit so schwach wie seit 2013 nicht mehr. Gründe dafür waren die Unsicherheit wegen des Brexit und der Zollstreit zwischen USA und China sowie zwischen USA und der EU. Handelskonflikte träfen die exportorientierten deutschen Firmen besonders stark, warnte die Chefökonomin der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), Gertrud Traud. “Sollte sich der ‘Zeitgeist’ zugunsten von Abschottung und Industriefeindlichkeit verfestigen, wäre Deutschland besonders betroffen und würde wieder zum kranken Mann Europas.”
Um dies zu verhindern, plädierte Traud für eine Zollsenkungsrunde. Denn mit Blick auf die durchschnittlichen Zollsätze müsse man US-Präsident Donald Trump recht geben: Der internationale Handel sei nicht “fair”, und Europa habe im Schnitt höhere Zölle als die USA. “Man sollte Trump also ein Angebot für eine neue Zollsenkungsrunde unterbreiten, bevor er mit uns das macht, was er mit China in den letzten beiden Jahren exerziert hat”, betonte die Helaba-Expertin. Trump hatte wegen des hohen Handelsdefizits der USA mit China Zölle auf Waren aus Fernost erhöht und mit weiteren Schritten gedroht. Zuletzt entspannte sich der Streit zwischen beiden Ländern jedoch etwas. Sie unterzeichneten ein Handelsabkommen.
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