Ostdeutsche weniger zufrieden mit der Demokratie

  08 Februar 2020    Gelesen: 635
  Ostdeutsche weniger zufrieden mit der Demokratie

In Ostdeutschland ist die Unzufriedenheit mit der Demokratie fast doppelt so hoch wie im übrigen Teil des Landes. Doch auch in Westdeutschland gibt es Ausreißer nach unten.

Die Menschen in Ostdeutschland bewerten die Demokratie generell deutlich schlechter als in Westdeutschland. Das ist das Ergebnis einer nun veröffentlichten Langzeituntersuchung im Auftrag der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung.

Auch 30 Jahre nach der Wiedervereinigung fällt demnach die Zufriedenheit in den alten Bundesländern mit 40 Prozent fast doppelt so hoch aus wie in den neuen Bundesländern, die auf gerade mal 22 Prozent kommen. Zugleich sei in Ostdeutschland die Unzufriedenheit fast doppelt so hoch wie im Westen. Dort gaben 15 Prozent an, sie seien mit der Demokratie unzufrieden, in den neuen Ländern 28 Prozent.

Für die Studie wurden von Kantar Emnid 5585 telefonische Interviews zwischen dem 26. September und 17. Dezember 2018 mit der deutschen wahlberechtigten Bevölkerung ab 18 Jahren geführt. Die Stichprobe wurde dabei so gezogen, dass in jedem der aktuell 401 deutschen Landkreise und kreisfreien Städte mindestens zehn Personen befragt wurden. Für die grafischen Darstellungen regionaler Verteilung sind damit nicht in jedem Kreis ausreichend Befragte vorhanden. Daher wurden die Kreise für die nachfolgenden grafischen Auswertungen zu Raumordnungsregionen zusammengefasst.

Zufriedenheit im Saarland und in MV am niedrigsten
Auf der Ebene der Bundesländer zeigt sich nach der Studie, dass die Demokratiezufriedenheit in Hessen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen am höchsten ist, dicht gefolgt von Hamburg. Die höchsten Anteile an Unzufriedenen fanden sich dagegen im Saarland (41 Prozent) und in Mecklenburg-Vorpommern (48 Prozent). Im Saarland sei allerdings der Anteil an "teils-teils"-Antworten sehr gering, so dass man gleichzeitig einen durchschnittlichen Anteil an Zufriedenheit beobachten könne (36 Prozent).

Eine Betrachtung der regionalen Verteilung zeige zwar auch Unterschiede jenseits von Ost-West-Differenzen. Aber es falle auf, dass die Regionen mit den höheren Anteilen an Demokratiezufriedenen alle in den alten Ländern lägen. Die Regionen mit der geringsten Zufriedenheit seien dagegen sämtlich in den neuen Ländern zu finden, schreibt die Autorin Sabine Pokorny.

Deutlich positiver sehen die Deutschen nach der Untersuchung die Wirtschaftslage. 61 Prozent sind damit "ziemlich oder sehr zufrieden". Ein knappes Drittel sei unentschlossen und lediglich sechs Prozent seien "ziemlich oder sehr unzufrieden" mit der wirtschaftlichen Situation in Deutschland. Und ähnlich wie bei der Demokratiezufriedenheit sind auch hier die Westdeutschen zufriedener als die Ostdeutschen.

Die Unterschiede überraschen, da die Menschen ihr Leben in Ost- und Westdeutschland deutlich besser einschätzen als die politische oder wirtschaftliche Lage. Autorin Pokorny verweist auf den Glücksatlas der Deutschen Post, wonach sich die Lebenszufriedenheit 2019 auf dem höchsten Stand des Untersuchungszeitraumes von 2004 bis 2019 befunden habe. In Westdeutschland sind 82 Prozent zufrieden, in Ostdeutschland 78 Prozent. "Damit ist der Unterschied in der Lebenszufriedenheit zwischen den alten und den neuen Bundesländern sehr gering ausgeprägt", schreibt Pokorny. "Die niedrigere Zufriedenheit mit der Demokratie und der Wirtschaft in den ostdeutschen Ländern scheint sich nicht negativ auf die Lebenszufriedenheit auszuwirken."

spiegel


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