Börsen in Alarmstimmung, China verbietet Wildtier-Handel

  25 Februar 2020    Gelesen: 780
  Börsen in Alarmstimmung, China verbietet Wildtier-Handel

Mehrere US-Großkonzerne müssen wegen des Coronavirus ihre Zahlen korrigieren. US-Präsident Trump will Milliarden für einen Impfstoff ausgeben. Und in China drohen Strafen für den Handel mit wilden Tieren. Der Überblick.

Die wachsende Zahl von Coronavirus-Fällen außerhalb Chinas hat an den US-Börsen zu schweren Kurseinbrüchen geführt - allein der Standardwerte-Index Dow Jones verlor am Montag 1031 Punkte. Unter Investoren wächst die Furcht vor einer Pandemie mit negativen Folgen für die weltweite Konjunktur. Der Dow-Jones und der breiter gefasste S&P500 verzeichneten ihren größten prozentualen Tagesverluste seit zwei Jahren. Bei der Tech-Börse Nasdaq war es der schwerste Rückschlag seit Ende 2018.

Der US-Kreditkartenkonzern Mastercard reagiert mit einer Umsatzwarnung auf erhöhte Unsicherheiten wegen des Virus. Im laufenden Quartal dürfte das Wachstum um rund zwei bis drei Prozentpunkte geringer ausfallen als Ende Januar prognostiziert, teilte der Finanzkonzern am Montag nach US-Börsenschluss mit. Die Aktie geriet nachbörslich weiter ins Minus.

Auch die US-Fluggesellschaft United Airlines hat ihre Geschäftsprognose für 2020 kassiert. Das Unternehmen begründete den Schritt in einer Mitteilung nach US-Börsenschluss mit dem vorübergehenden Stopp zahlreicher Flüge auf Transpazifik-Routen. United hat Verbindungen nach China und Hongkong zunächst bis zum 24. April ausgesetzt.

Doch es gibt auch positive Entwicklungen im Zusammenhang mit den wirtschaftlichen Auswirkungen des Virus. Apple hat begonnen, einen Teil seiner wegen der Epidemie geschlossenen Geschäfte in China wieder zu öffnen. Auf der Website des Konzerns waren 23 der 42 Stores in China als geöffnet gekennzeichnet. Apple forderte Kunden jedoch dazu auf, in den Geschäften Mundschutz zu tragen und sich beim Betreten die Temperatur messen zu lassen.

Die Zahl der Opfer und Infizierten ist in China derweil erneut gestiegen. Wie die Pekinger Gesundheitskommission mitteilte, kamen weitere 71 Menschen ums Leben. Die Gesamtzahl der Opfer in China stieg damit auf 2663. Die Zahl der nachgewiesenen Infektionen kletterte um 508 auf 77.658

Das oberste chinesische Gesetzgebungsorgan verbietet laut der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua ab sofort den Handel und Konsum von Wildtieren. Die Entscheidung des Nationalen Volkskongresses sieht vor, dass der illegale Konsum und Handel mit Wildtieren "streng bestraft" wird, ebenso wie die Jagd, der Handel oder der Transport von Wildtieren zum Zwecke des Konsums. Es wird vermutet, dass das Virus von einem Wildtier auf den Menschen übergegangen sein könnte.

In den USA fordert die Trump-Regierung vom Kongress 2,5 Milliarden Dollar zur Bekämpfung des Virus, darunter mehr als eine Milliarde für die Entwicklung eines Impfstoffes. 1,5 Milliarden Dollar wären laut des Antrags neue Fördergelder. Der Rest würde aus Mitteln kommen, die bereits vom Kongress budgetiert sind, wie etwa ungenutzte Mittel zur Bekämpfung des Ebola-Virus. Die Regierung benötigt die Zustimmung des Kongresses, um diese Gelder umzuleiten.

Das Gesuch nach neuen Finanzmitteln will nicht so recht zur Aussage von US-Präsident Donald Trump vom Montagabend (Ortszeit) passen. Dieser gibt sich angesichts des Ausbruchs demonstrativ gelassen. In den USA sei das Virus "sehr unter Kontrolle", twitterte Trump.

Auswirkungen könnte das Virus auf die militärische Zusammenarbeit zwischen den USA und Südkorea haben. Beide Länder erwägen eine Reduzierung gemeinsamer Manöver. Das erklärte Pentagonchef Mark Esper bei einer Pressekonferenz mit dem südkoreanischen Verteidigungsminister Jeong Kyeong Doo in Washington.

Jeong sagte, in den südkoreanischen Streitkräften seien bislang 13 Soldaten mit dem Coronavirus diagnostiziert worden. Er sprach von einer "ernsten Lage". Die südkoreanischen Gesundheitsbehörden meldeten im Verlauf des Montags 231 neue Fälle von Infektionen im ganzen Land - der bisher stärkste Anstieg an einem Tag. Zur Abschreckung Nordkoreas sind mehr als 28.000 US-Soldaten in Südkorea stationiert.

Weitere Entwicklungen in Kürze:

Ein geplanter Venedig-Dreh für "Mission: Impossible 7" mit Tom Cruise in der Hauptrolle ist von Paramount Pictures kurzfristig abgebrochen worden. Mit Rücksicht auf die Sicherheit und das Wohlergehen der Beteiligten werde der Dreh aufgeschoben, zitierten die Branchenblätter "Variety" und "Hollywood Reporter" aus einer Mitteilung des Studios. Die Filmarbeiten waren gerade erst angelaufen.

In Italien werden mehrere Spiele der ersten Fußballliga vor leeren Rängen ausgetragen. Laut Sportminister Vincenzo Spadafora billigte die Regierung den Ausschluss des Publikums aus den Stadien bei Spielen der Serie A in Norditalien. Auch die Europa-League-Partie zwischen Inter Mailand und dem bulgarischen Meister Ludogorez Rasgrad am Donnerstag wird zum "Geisterspiel", wie der italienische Club ankündigte. Welche Partien der Serie A am Wochenende konkret betroffen sind, sagte Spadafora nicht.

Japan hält an den Olympischen Sommerspielen fest. Der japanische Gesundheitsminister Katsunobu Kato sagt, es sei noch zu früh, um über eine Absage der Spiele in Tokio zu sprechen. Zuvor wurden Fragen laut, ob die am 24. Juli beginnenden Sommerspiele verschoben oder abgesagt werden sollten. Ein Londoner Bürgermeisterkandidat erklärt, London sei bereit, die Spiele bei Bedarf auszurichten.

spiegel


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