Warum Covid-19 für Männer gefährlicher ist

  27 Februar 2020    Gelesen: 1879
  Warum Covid-19 für Männer gefährlicher ist

Laut einer aktuellen Studie aus China trifft das neue Coronavirus Männer schwerer als Frauen. Für Experten ist das allerdings wenig verwunderlich. Eine Erklärung dafür sehen sie in den Besonderheiten des weiblichen Immunsystems.

Das neuartige Coronavirus breitet sich rasant in Europa aus - und auch Deutschland bleibt nicht verschont. In mehreren Bundesländern haben sich bisher mindestens zehn Menschen mit dem Virus infiziert - so auch ein 47-jähriger Mann aus dem Kreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen. Er befindet sich zurzeit im Düsseldorfer Krankenhaus in einem kritischen Zustand und muss künstlich beatmet werden. Eine neue Studie aus China lässt vermuten, dass das Coronavirus Männer stärker trifft als Frauen, während Kinder so gut wie gar nicht betroffen sind. Woran liegt das?

Bereits bei den Sars-Ausbrüchen, die ebenfalls von Coronaviren ausgelöst wurden, konnten Mediziner beobachten, dass die Krankheit insgesamt bei Männern oftmals schwerer verlief als bei Frauen. Das Interessante: Zwar steckten sich mehr Frauen als Männer in Hong Kong 2003 mit Sars an. Die Sterblichkeitsrate bei den erkrankten Männern war aber 50 Prozent höher als bei den Frauen, wie die Ergebnisse einer Studie, die in "Annals of Internal Medicine" veröffentlicht wurde, beweist.

Immunstärkere Frauen
Chinesische Behörden veröffentlichten in der vergangenen Woche den bislang umfassendsten Seuchenbericht zu der Lungenkrankheit Covid-19. Grundlage waren die Daten von mehr als 70.000 Patienten: Sie fanden heraus, dass sich zwar etwa gleich viele Männer (22.981) und Frauen (21.691) mit dem Virus infiziert hatten. Doch die Sterblichkeitsrate war bei den Männern mit 2,8 Prozent deutlich höher. Den Angaben nach starben 653 von ihnen, von den infizierten Frauen dagegen 370.

Die höhere Sterblichkeitsrate mag für Laien zunächst ungewöhnlich klingen, ist für Wissenschaftler aber ein bekanntes Phänomen "Das ist ein Muster, das wir bei vielen Virusinfektionen der Atemwege gesehen haben", sagte die Forscherin Sabra Klein der "New York Times".

Die Wissenschaftlerin forscht unter anderem zu Geschlechtsunterschieden bei Virus-Infektionen. Frauen seien besser darin, Viren zu bekämpfen, sagt Klein. Auch die Immunantwort nach Impfungen ist im Vergleich zu Männern erhöht. Gleiches gilt für das sogenannte Immungedächtnis, das den Körper nach einer überstandenen Infektion vor einer erneuten Ansteckung schützt.

Warum Frauen ein stärkeres Immunsystem haben, ist bislang unklar. Wissenschaftler vermuten allerdings, dass die Fähigkeit, Kinder zu gebären, eine Rolle spielen könnte. Da das Immunsystem von Säuglingen noch nicht ausgereift ist, sind Babys darauf angewiesen, über die Muttermilch wichtige Antikörper aufzunehmen.

Risikofaktor ungesunder Lebensstil
Neben dem Immunsystem könnte aber auch der unterschiedliche Lebensstil eine Rolle im Verlauf der Lungenkrankheit spielen. So leben in China weltweit die meisten Raucher. Mit 316 Millionen Menschen machen sie ein Drittel der gesamten rauchenden Weltbevölkerung aus.

Allerdings greifen nur etwa zwei Prozent der chinesischen Frauen regelmäßig zur Zigarette, während bei den Männern jeder Zweite raucht. Zudem ernähren sich Männer tendenziell ungesünder. Beide Faktoren bedingen ein höheres Risiko, an Diabetes Typ 2 und Bluthochdruck zu erkranken.

Daten des "Chinese Center for Disease Control and Prevention" zeigen, dass es vor allem lebensstilbedingte Vorerkrankungen sind, die das Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf erhöhen: Dabei sind Patienten, die bereits an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung leiden besonders gefährdet.

Der Hochrechnung nach liegt ihre Sterblichkeitsrate bei 10,5 Prozent, wenn sie sich mit dem Virus infizieren. Aber auch Diabetiker (7,3 Prozent) und Menschen mit Atemwegserkrankungen (6,3 Prozent) bringen ein besonderes Risiko mit. Auch der schwer an Covid-19 erkrankte Mann aus dem Kreis Heinsberg leidet an einer Atemwegs-Vorerkrankung.

n-tv


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