In Hamburg wurde in der Nacht zum Freitag der erste Ansteckungsfall bestätigt. Insgesamt 20 andere neue Infektionen wurden seit dem Vorabend zudem in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Hessen und Bayern bekanntgegeben. Die Bundesärztekammer rief Bürger mit bloß leichten Erkrankungen zur Vermeidung von Arztbesuchen auf, um Kapazitäten für mögliche Corona-Patienten freizuhalten.
Bei dem ersten von dem Virus betroffenen Patienten in Hamburg handelt sich um einen Mitarbeiter des Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), wie die Gesundheitsbehörde der Hansestadt und das UKE mitteilten. Der Mann wohnt demnach in Schleswig-Holstein und kehrte kürzlich von einem Italien-Urlaub zurück.
Italien ist der größte Herd des Coronavirus in Europa. Dort gibt es inzwischen 650 bestätigte Infektionsfälle und 17 Todesopfer. Der infizierte UEK-Mitarbeiter, der Ferien in der Region Trentino gemacht habe, sei "in stabilem Zustand" und halte sich isoliert zuhause auf, hieß es in der Mitteilung.
Auch in Hessen wurde der Erreger der neuartigen Lungenkrankheit Covid-19 bei einem Patienten nachgewiesen, wie das Landessozialministerium bekanntgab. In Nordrhein-Westfalen wurden nach Angaben der Behörden weitere 14 Infektionen im Kreis Heinsberg bestätigt. Die Zahl der Fälle in dem Kreis wuchs damit auf 20. Alle neu diagnostizierten Patienten seien in häusliche Quarantäne entlassen worden, hieß es.
Das baden-württembergische Sozialministerium gab vier weitere Fälle in dem Bundesland bekannt. Drei der Infizierten hatten demnach bei einem Geschäftstreffen in München Kontakt zu einem italienischen Teilnehmer, der anschließend in Italien positiv getestet wurde. Auch aus Bayern wurde ein neuer Ansteckungsfall gemeldet. Der Betroffene aus Mittelfranken hatte in Kontakt zu einem Italiener gestanden, der mit dem Virus infiziert sei, wie das bayerische Gesundheitsministerium mitteilte.
Die Bundesärztekammer rief die Bürger auf, "besonnen" zu bleiben. Wer Bagatellerkrankungen mit nur leichten Beschwerden habe, "sollte nicht die Notaufnahmen und Praxen verstopfen, sondern zuhause bleiben", um nicht unnötig Kapazitäten für mögliche Corona-Patienten zu verbrauchen, sagte Kammer-Vizepräsidentin Heidrun Gitter den Funke-Zeitungen. Im Zweifel könne telefonischer Kontakt zum Arzt gesucht werden.
International breitete sich das Virus mit dem Namen Sars-CoV-2 in weitere Staaten aus. Einen ersten Ansteckungsfall meldeten die Niederlanden. Der Patient wurde in einem Krankenhaus in Tilburg unter Quarantäne gestellt, wie das Nationale Institut für öffentliche Gesundheit und die Umwelt mitteilte. Der Mann war zuvor in die italienische Region Lombardei gereist.
Ein erster Infektionsfall wurde auch aus den afrikanischen Regionen südlich der Sahara gemeldet. In der nigerianischen Hauptstadt Lagos wurde der Erreger bei einem Italiener diagnostiziert, der in dem afrikanischen Land arbeitet. Er war nach Angaben der nigerianischen Regierung kürzlich von einem Besuch in Mailand zurückgekehrt.
Auf dem afrikanischen Kontinent waren zuvor nur zwei Fälle der Coronavirus-Infektion bestätigt worden - jeweils einer in Algerien und Ägypten. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte diese Woche, dass die afrikanischen Gesundheitssysteme nicht ausreichend für die Bekämpfung des Erregers gewappnet seien.
Die mit Abstand meisten Infektionsfälle außerhalb Chinas gibt es weiterhin in Südkorea. Dort gab die zuständige Gesundheitsbehörde am Freitag 256 Neuinfektionen bekannt. Die Gesamtzahl bestätigter Ansteckungsfälle stieg damit auf 2022. In dem Land starben bislang 13 Menschen an Covid-19.
In China, dem Ausgangspunkt der Epidemie, geht die Zahl der Neuansteckungen unterdessen weiter zurück. Am Freitag teilte die dortige Regierung mit, dass weitere 327 Menschen infiziert seien - dies war der niedrigste tägliche Anstieg seit mehr als einem Monat. Insgesamt 78.824 haben sich laut der amtlichen Zwischenbilanz in Festlandchina mit dem Erreger angesteckt. Die offizielle dortige Zahl der Todesopfer stieg um weitere 44 auf 2788.
AFP.com
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