Die deutsche Wirtschaft hat das Jahr 2020 mit einer deutlich geringeren Auslandsnachfrage begonnen. Im Januar lieferten die Unternehmen 2,1 Prozent weniger Waren "Made in Germany" an ausländische Kunden als zwölf Monate zuvor, wie das Statistische Bundesamtes mitteilte. Die Einfuhren fielen um rund 1,8 Prozent geringer aus. Auf Monatssicht stagnierten die Ausfuhren. Die Einkäufe legten dagegen leicht zu.
Die Industrie fuhr zu Jahresbeginn die Produktion hoch. Auf Monatssicht fiel die Herstellung um 2,9 Prozent kräftiger aus und stieg so stark wie seit mehr als zwei Jahren nicht, wie das Bundeswirtschaftsministerium mitteilte. Zuvor waren bereits die Aufträge so stark gestiegen wie seit fünfeinhalb Jahren nicht mehr. "Die Industrieproduktion hat sich in den vergangenen Monaten stabilisiert", erklärte das Ministerium. Wegen der Coronavirus-Epidemie warnte es aber vor Rückschlägen.
"Trotz der zuletzt wieder günstigeren Entwicklung der Auftragseingänge und des Geschäftsklimas bleibt der Ausblick für das Produzierende Gewerbe angesichts der neuen Risiken durch die Ausbreitung des Coronavirus mit Unsicherheiten behaftet", erklärte das Ministerium weiter. Die gesamte Produktion - zu der neben der Industrie auch Bau und Energieversorger zählen - wuchs im Januar um 3,0 Prozent.
Für Andres Scheurle von der Dekabank trieben Nachholeffekte, die milde Witterung sowie eine globale Stabilisierung - bevor Corona zuschlug - die Produktion in die Höhe. "Je weiter wir aber in das erste Quartal vordringen, desto stärker werden alle positiven Entwicklungen gegenüber den Belastungen durch Corona in den Hintergrund treten", schränkte er aber ein. "Die wirklichen Herausforderungen kommen jetzt erst", sagte Jens-Oliver Niklasch von der LBBW.
Exporte nach China brechen ein
Unübersehbare Bremsspuren wies im Januar aber bereits der Handel mit dem von der Corona-Epidemie besonders betroffenen China aus. Die Ausfuhren gingen auf Jahressicht um 6,5 Prozent zurück. Aus den bisher vorliegenden Ergebnissen ließen sich jedoch keine eindeutigen Auswirkungen des Virus ableiten, schränkten die Statistiker ein.
Die Importe aus China nach Deutschland fielen leicht um 0,5 Prozent. Ausfuhren in die EU gaben derweil um 2,2 Prozent nach, die Importe sanken ebenfalls, und zwar um 2,5 Prozent. Die Ausfuhren in die Staaten außerhalb der EU sanken um 2,0 Prozent, die Importe um 0,9 Prozent. Auch nach Großbritannien wurde deutlich weniger verkauft als vor einem Jahr: Das Minus betrug 16,3 Prozent. Mit dem Jahreswechsel hatte das Land die EU verlassen. Im Januar wird das Vereinigte Königreich noch der Ländergruppe der EU-Mitgliedstaaten zugeordnet. Ab Berichtsmonat Februar 2020 erfolgt die Zuordnung zu der Ländergruppe der Drittstaaten.
Das vergangene Jahr hatte die deutsche Exportwirtschaft trotz der Abkühlung der Weltwirtschaft und globalen Handelskonflikten mit einem Rekord abgeschlossen: Die Warenausfuhr war auf knapp 1328 Milliarden Euro gestiegen.
Für Ralph Solveen von der Commerzbank hat in den Februar-Zahlen bereits das Coronavirus seine Spuren hinterlassen. "Dies gilt nicht nur für die Industrie, die zunehmend unter einer schwächeren Nachfrage aus Asien und fehlenden Vorprodukten leiden wird." Es mehrten sich Anzeichen, "dass auch der die Wirtschaft bisher stabilisierende Dienstleistungssektor mehr und mehr leidet", sagte er weiter. Deswegen rechne er inzwischen mit einem leichten Rückgang der Wirtschaftsleistung im ersten Quartal.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/dpa
Tags: