Erster UN-Hilfskonvoi erreicht von Armee belagerte Stadt in Syrien

  18 Februar 2016    Gelesen: 1456
Erster UN-Hilfskonvoi erreicht von Armee belagerte Stadt in Syrien
Ein erster UN-Hilfskonvoi hat am Mittwoch eine von Regierungstruppen belagerte Stadt in Syrien erreicht. Die 35 Lastwagen trafen am Nachmittag in der Ortschaft Moadimajet al-Scham nahe der Hauptstadt Damaskus ein, wie der Syrische Rote Halbmond mitteilte. 70 weitere Lastwagen mit Lebensmitteln und Medikamenten sollten im Laufe des Tages in vier anderen von der Armee oder den Rebellen eingekesselten Ortschaften eintreffen.
Die 35 Lastwagen hatten nach Angaben des Roten Halbmonds 8800 Tüten Mehl, 4400 Essenspakete sowie weitere Lebensmittel, Medikamente und medizinische Ausrüstung für die notleidenden Menschen in Moadimajet al-Scham geladen. Es handelt sich um die ersten UN-Hilfslieferungen für syrische Zivilisten seit der Einigung der internationalen Syrien-Kontaktgruppe in der vergangenen Woche in München.

18 weitere Lkw waren dem Roten Halbmond zufolge auf dem Weg in die von Rebellen belagerten Orte Fua und Kafraja in der nordwestlichen Provinz Idlib. Ein dritter Konvoi mit 50 Lastwagen sollte Hilfslieferungen in die von Regierungstruppen umstellten Städte Madaja und Sabadani in der Hauptstadtregion bringen.

Fast 500.000 Menschen sind derzeit nach UN-Schätzungen in syrischen Städten und Dörfern ohne ausreichend Nahrung und Strom eingeschlossen. Hilfsmitarbeiter berichteten von Dutzenden Hungertoten allein in Madaja, das zu einem Symbol der Belagerung geworden ist.

Der UN-Syrienbeauftragte Staffan de Mistura hatte die Konvois am Dienstag nach Gesprächen in Damaskus angekündigt. Er warb für eine Feuerpause und vereinbarte mit Außenminister Walid Muallim freien Zugang für humanitäre Helfer zu den belagerten Ortschaften. Die Konvois gelten auch als Test für die Bereitschaft der Konfliktparteien zur Kooperation.

Die internationale Syrien-Kontaktgruppe hatte sich in der Nacht zum Freitag neben den Hilfslieferungen auch auf eine Feuerpause in Syrien geeinigt, die binnen einer Woche in Kraft treten soll. Bei Angriffen auf Kliniken und Schulen in Aleppo und Idlib waren allerdings am Montag mehr als 60 Zivilisten getötet worden. Eine der Kliniken wurde von der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) unterstützt. In dem Krankenhaus wurden nach MSF-Angaben vom Mittwoch neun Mitarbeiter und 16 weitere Zivilisten getötet.
Im Süden des Landes mussten nach UN-Angaben wegen der heftigen Kämpfe in den vergangenen drei Monaten mehr als 70.000 Menschen aus ihren Häusern fliehen. Der Großteil von ihnen sei nun obdachlos.

Auch die Lage der Zivilisten im nordsyrischen Grenzgebiet zur Türkei ist nach wie vor verheerend. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bekräftige am Mittwoch ihre Forderung nach einer Flugverbotszone im Gebiet der umkämpften Städte Aleppo und Asas. Dies wäre "ein Zeichen des guten Willens und könnte im Rahmen der laufenden Gespräche diskutiert werden", sagte Merkel in Berlin.

Die Türkei wirbt mit Nachdruck für die Einrichtung einer zehn Kilometer breiten Schutzzone, die auch Asas südlich der türkischen Grenze einschließen soll. Ankara argumentiert, eine solche Schutzzone könnte eine weitere Massenflucht in die Türkei und nach Europa verhindern. Wie eine solche Zone durchgesetzt und gesichert werden soll, ist allerdings unklar.

Türkische Artillerie hatte in den vergangenen Tagen kurdische Stellungen bei Asas unter Beschuss genommen. Nach den Worten von Präsident Recep Tayyip Erdogan will die Türkei ungeachtet internationaler Appelle diesen Beschuss fortsetzen. Ein Ende der Angriffe komme nicht in Frage, sagte Erdogan. Die Türkei werde "kein neues Kandil" akzeptieren, sagte er mit Blick auf die Hochburg der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) in den nordirakischen Kandil-Bergen.

Unterdessen kritisierte US-Präsident Barack Obama die Strategie Russlands im Syrien-Konflikt. Das gemeinsame Vorgehen mit Staatschef Baschar al-Assad habe Russland vielleicht kurzfristige Erfolge gebracht, tatsächlich handele es sich aber um einen strategischen Fehler, sagte Obama in Kalifornien. Zudem seien noch drei Viertel des Landes nicht unter der Kontrolle der Assad-Truppen. Dies werde sich "auch so bald nicht ändern".

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