Die Corona-Mission des Mossad

  18 April 2020    Gelesen: 883
Die Corona-Mission des Mossad

Israels Geheimdienst Mossad jagt normalerweise Staatsfeinde im Ausland. In der Coronakrise beschaffen die Agenten nun medizinische Ausrüstung. Eine Aktion, die nicht nur den Erkrankten nützt.

Die geheime Mission wurde in einer Pressemitteilung verkündet: Im Kampf gegen das Coronavirus sei das Equipment knapp, sagte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu am 19. März, deshalb nutze Israel "alle verfügbaren Mittel", um Gesichtsmasken und Beatmungsmaschinen zu besorgen. Beteiligt seien das Außenministerium, die israelische Armee - und sogar der Auslandsgeheimdienst Mossad.

Wenige Tage später konnten erste Erfolge vermeldet werden. Der Mossad habe 100.000 Testkits nach Israel gebracht, berichteten lokale Medien. Es folgten Schutzoveralls, Beatmungsgeräte und Medikamente – alle organisiert von den Spionen des Mossad.

Es ist ein ungewöhnliches Vorgehen: Normalerweise jagt der Mossad Terroristen im Ausland oder horcht feindliche Regime aus. Für medizinisches Know-how war die Organisation bislang eher nicht bekannt. Wie kommt es, dass der Geheimdienst nun hilft, Corona-Ausrüstung zu besorgen?

"Es ist nicht so überraschend, wie man denken könnte", sagte der ehemalige Mossad-Chef Dani Yatom dem SPIEGEL. "Die Geschichte des Mossad ist voller ähnlicher Missionen." Yatom, der in den Neunzigerjahren an der Spitze des Mossad stand, zählt nur einige auf:

Die Rettung äthiopischer Juden, die in den Achtzigerjahren mithilfe des Geheimdienstes aus dem Land geschmuggelt wurden.
Die Entführung des Nazi-Kriegsverbrechers Adolf Eichmann, den der Mossad in Argentinien aufspürte. Agenten brachten Eichmann 1960 nach Israel, wo er vor Gericht gestellt und gehängt wurde.

Yotam sagt: "Mossad bedeutet wörtlich übersetzt 'Institut für Aufklärung und besondere Operationen'." Und fügt hinzu: "Manchmal sind diese Operationen eben ziviler Natur."

Wie es zu dieser besonderen Operation kam, enthüllte die "New York Times" vor wenigen Tagen. Anfang Februar hätten sich Yitshak Kreiss, Chef des größten israelischen Krankenhauses, und Yossi Cohen, Chef des Mossad, durch einen gemeinsamen Freund getroffen.

spiegel


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