In Illinois gehen mehr Giftnotrufe ein

  26 April 2020    Gelesen: 763
In Illinois gehen mehr Giftnotrufe ein

Donald Trumps obskure Behandlungsüberlegungen für Covid-19 finden offenbar nicht alle völlig abwegig. In Illinois hat die Gifthotline mehr zu tun, weil Menschen zum Beispiel mit Desinfektionsmittel gurgeln.

Infolge der Äußerungen von US-Präsident Donald Trump über mögliche Desinfektionsmittel-Injektionen gegen das Coronavirus hat die Giftzentrale im US-Bundesstaat Illinois eine Zunahme an Notrufen verzeichnet. In den vergangenen zwei Tagen habe es im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einen "signifikanten Anstieg" der Anrufe im Zusammenhang mit Reinigungsmitteln gegeben, sagte die Direktorin des Gesundheitsamtes, Ngozi Ezike bei einer Pressekonferenz.

Beispielsweise sei mit einer Mischung aus Bleichmittel und Mundwasser gegurgelt worden, "in einem Versuch, das Coronavirus zu töten". Ezike warnte eindringlich vor der Einnahme von Haushaltsreinigern.

Trump hatte Forscher am Donnerstag bei seiner abendlichen Corona-Pressekonferenz ermuntert, Möglichkeiten zu prüfen, Menschen im Kampf gegen das Virus direkt Desinfektionsmittel zu spritzen. Seine Äußerungen lösten weltweit Fassungslosigkeit aus. Einige Behörden sahen sich veranlasst, Bürger öffentlich zu warnen. Auch Reckitt Benckiser, der Hersteller von Sagrotan, das in den USA als Lysol verkauft wird, wies eilends darauf hin, dass Desinfektionsmittel in keiner Weise in den menschlichen Körper gebracht werden sollte.

Trump, der sich er Tragweite seiner Äußerungs offenbar nicht bewusst war, deklarierte sie am nächsten Tag kurzerhand als "Sarkasmus". Er habe keineswegs die Bürger dazu aufrufen wollen, Desinfektionsmittel zu sich zu nehmen, sagte er am Freitag. Auf der Pressekonferenz ließ er dann keinerlei Fragen zu.

Ezike sagte: "Ich hasse es, dies tun zu müssen, aber ich möchte einige der Mythen, Gerüchte und allgemeinen Falschinformationen darüber, wie man sich gegen Covid-19 schützen kann, ansprechen." Die Einnahme von Haushaltsreinigern könne "fatale Konsequenzen" haben. "Das wird nicht empfohlen und kann tödlich sein." Sie rief die Bürger auf, auf Wissenschaftler und Gesundheitsexperten zu hören. Weltweit arbeiten Forscher an Behandlungsmethoden und Impfstoffen gegen das neuartige Coronavirus. Bislang gibt es aber keine nachweislich wirksamen Medikamente oder Techniken zur Vorbeugung oder Behandlung der Krankheit Covid-19.

Meinungsumfragen hatten zuletzt gezeigt, dass die Presseunterrichtungen Trumps Popularität bei den Wählern nicht gestärkt hat. Einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage von AP-NORC zufolge glaubten die meisten US-Bürger - und eine erdrückende Mehrheit der Demokraten - Trump nicht, wenn es um den Gesundheitsnotstand geht, mit dem das Land konfrontiert ist.

Die USA sind die Nation mit den weltweit meisten bestätigten Coronavirus-Fällen und Todesopfern. Inzwischen wurden dort mehr als 936.000 Infektionen und über 53.500 Tote gemeldet.

Quelle: ntv.de, ino/dpa/AFP


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