Der "Guardian" schreibt bereits von einem "Sommer des Raves", wie ihn Großbritannien seit 1989 nicht mehr erlebt habe. Als Erklärung schreibt die Zeitung: Die Regierung habe den nach sozialen Kontakten hungernden jungen Menschen in der Coronakrise bislang keine legale Perspektive auf Party gegeben.
Welches Konfliktpotenzial in dieser vermeintlich kleinen Einschränkung steckt, ist nun erneut in London sichtbar geworden: Bei Auseinandersetzungen wegen einer illegalen Musikveranstaltung sind mindestens 15 Polizisten verletzt worden, wie die Beamten mitteilten.
In der Nacht zu Donnerstag war die Polizei zu der Straßenveranstaltung in Brixton im Süden der Stadt gerufen worden. Die dort versammelte Menge habe auf die Aufforderung der Polizei, sich zu zerstreuen, nicht reagiert, teilten die Beamten mit. Vielmehr hätten zahlreiche Personen feindselig reagiert. Einige Polizeiautos seien beschädigt worden. Nicht verifizierte Aufnahmen, die in den sozialen Medien verbreitet wurden, zeigen, wie eine Gruppe ein Polizeifahrzeug angreift.
Polizeikommandant: "Risiko für die öffentliche Gesundheit"
Viele Anwohner hätten sich in der Nacht gemeldet und sich über eine große Menschenansammlung, Lärm, asoziales Verhalten und Gewalt beschwert, sagte Polizeikommandant Colin Wingrove. Die Polizei habe darauf reagiert. "Solche Versammlungen sind rechtswidrig und stellen ein Risiko für die öffentliche Gesundheit und einen Verstoß gegen Coronavirus-Beschränkungen dar. Die Gewalt gegen Beamte ist völlig inakzeptabel, und wir werden sie in keiner Weise tolerieren."
Bereits Mitte des Monats hatten sich in Nordengland insgesamt 6000 Menschen zu zwei illegalen Raves versammelt - allen Corona-Verboten zum Trotz. Bei einer der Partys nahe Manchester starb ein Mann, mutmaßlich an einer Überdosis Drogen. Nach der zweiten unerlaubten Party ebenfalls im Großraum Manchester ermittelte die Polizei in einem Vergewaltigungsfall.
Die Vorfälle in Großbritannien stellen eine Parallele zu den Ausschreitungen in der Stuttgarter Innenstadt dar. Dort war es nach einer Drogenkontrolle in der Nacht zum Sonntag zu schweren Krawallen gekommen, nachdem sich laut Polizei viele Feiernde aus der "Party- und Eventszene" gegen die Beamten solidarisiert hätten. Polizisten und Streifenwagen wurden angegriffen, Ladengeschäfte teilweise geplündert.
spiegel
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