Tech-Milliardäre werden reicher

  30 Juli 2020    Gelesen: 586
Tech-Milliardäre werden reicher

Haben Firmen wie Amazon, Apple, Google und Facebook zu viel Macht und drücken die Konkurrenz an die Wand? Die Chefs der Tech-Riesen halten das für einen Irrtum - doch das Vermögen einiger Tech-Milliardäre spricht dafür.

Vier Chefs von Tech-Giganten müssen sich heute vor US-Kongressabgeordneten rechtfertigen. Es geht um die Frage, ob Amazon, Apple, Facebook und Google zu mächtig geworden sind. Die Manager weisen das - wenig überraschend - zurück. Doch ein Blick auf den rasant wachsenden Reichtum von zwei der vorgeladenen Männer zeigt, wie dominant einige IT-Riesen tatsächlich sind: Jeff Bezos und Marc Zuckerberg.

Angehört werden neben den Gründern von Amazon und Facebook auch Apple-Chef Tim Cook und Sundar Pichai, der an der Spitze von Google und dem Mutterkonzern Alphabet steht. Allein das Vermögen von Bezos ist in diesem Jahr nach Berechnungen der Finanznachrichtenagentur Bloomberg um rund 64 Milliarden auf rund 178 Milliarden Dollar gewachsen. Bezos ist damit der reichste Mensch. Zur Einordnung: Vergangene Woche legte sein Vermögen an einem einzigen Tag um satte 13 Milliarden Dollar zu. Das ist der größte Sprung an einem einzigen Tag, seit es den von Bloomberg 2012 ins Leben gerufenen "Milliardärsindex" gibt.

Hinter Bezos liegt Microsoft-Gründer Bill Gates. Auf den dritten Platz hat sich Zuckerberg geschoben. Bloomberg beziffert sein Vermögen auf 87,5 Milliarden Dollar, es ist dieses Jahr um mehr als 9 Milliarden Dollar gewachsen.

Der in der Branche zu verzeichnende Vermögenszuwachs ist Bloomberg zufolge einzigartig. Die Corona-Krise trage dazu bei, dass die Tech-Milliardäre noch reicher werden, da wegen der Pandemie viele Aktivitäten verstärkt online stattfinden. Den Angaben zufolge hat sich der Reichtum der im Index gelisteten Tech-Unternehmer seit 2016 verdoppelt - auf 1,4 Billionen Dollar. Zu den größten Gewinnern gehört auch Elon Musk. Das Vermögen des Tesla-Gründers hat sich in diesem Jahr sogar mehr als verdoppelt. Musk ist damit knapp 70 Milliarden Dollar schwer.

"Auf die amerikanische Art"

Die US-Konzerne sind verschiedenen Vorwürfen unfairen Wettbewerbs ausgesetzt, denen die Abgeordneten seit gut einem Jahr nachgehen. Die Verteidigungslinie der vier Manager geht derweil aus ihren bereits veröffentlichten Stellungnahmen hervor: Die Erfolgsgeschichte ihrer Unternehmen sei eine typisch amerikanische Erfolgsgeschichte.

So betonen die Manager, dass es sich bei den Tech-Schwergewichten um durch und durch amerikanische Unternehmen handele. Außerdem weisen sie darauf hin, dass es in ihren Märkten starke Konkurrenten gebe und ihr künftiger Erfolg alles andere als sicher sei.

"Facebook ist jetzt ein erfolgreiches Unternehmen, aber wir erreichten das auf die amerikanische Art: Wir starteten mit nichts und lieferten bessere Dienste, die Menschen wertvoll fanden", wird etwa Zuckerberg demnach wohl auch den Abgeordneten sagen. "Wie ich unsere Gesetze verstehe, sind Unternehmen nicht schlecht, nur weil sie groß sind." Instagram und WhatsApp lieferten den Nutzern einen besseren und sichereren Service dank der Ressourcen von Facebook.

Wie schon bei seinen früheren Auftritten im US-Kongress verweist Zuckerberg auf eine Bedrohung aus China. Facebook glaube an Werte wie Demokratie, Wettbewerb und Meinungsfreiheit. Es sei aber nicht sicher, dass sich diese Werte durchsetzen werden: "Zum Beispiel baut China eine eigene Version des Internets auf, die auf ganz andere Ideen ausgerichtet ist - und sie exportieren ihre Vision in andere Länder", mahnt der Facebook-Chef.

Bezos setzt auf seine Mutter

"Apple ist ein einzigartig amerikanisches Unternehmen, dessen Erfolg nur in diesem Land möglich ist", heißt es in der Stellungnahme von Cook. Er erinnert gleich am Anfang an die revolutionäre Rolle des iPhones für den Smartphone-Markt und verweist auf starke Rivalen wie Samsung, LG, Huawei und Google. "In keinem der Märkte, in denen wir aktiv sind, hat Apple einen dominierenden Marktanteil." Das App-Store-Ökosystem unterstütze 1,9 Millionen amerikanische Jobs - und die App-Abgaben an Apple seien vergleichbar mit denen auf anderen Plattformen oder niedriger.

Google-Chef Pichai verweist darauf, dass Internet-Nutzer zum Beispiel bei der Suche nach Produkten auch zu Amazon, Ebay, Walmart und anderen Online-Händlern gingen. "Ähnlich ist Google in Branchen wie Reisen und Immobilien starkem Wettbewerb bei Suchanfragen von vielen Unternehmen ausgesetzt, die Experten in ihrem Bereich sind." Zugleich betont er, dass auch kleine Firmen dank Google als Werbeplattform konkurrenzfähiger werden könnten, insbesondere in der Corona-Krise.

Amazon-Chef Bezos, den sein Aktienanteil am weltgrößten Online-Händler zum reichsten Menschen der Welt gemacht hat, will die längste und persönlichste Stellungnahme abgeben. Er erzählt zunächst von seiner Mutter, die erst 17 Jahre alt war als er geboren wurde - und von seinem Adoptivvater, der mit 16 aus Kuba in die USA gekommen sei. Von seinem Großvater habe er gelernt, Probleme auf eigene Faust zu lösen und dabei kreativ zu sein. Er selbst habe einen sicheren Job aufgegeben, um ein Startup in einer Garage zu gründen.

Inzwischen habe Amazon allein im vergangenen Jahrzehnt so viele Jobs in den USA geschaffen wie kein anderes Unternehmen, wird Bezos bei der Anhörung betonen. "Genauso wie die Welt kleine Unternehmen braucht, benötigt sie auch große." Denn es gebe Dinge, die kleine Firmen schlicht nicht stemmen könnten. "Egal, wie gut man als Unternehmer ist - man baut keine Boeing 787 aus Verbundstoffen in einer Garage."

Quelle: ntv.de, mit dpa


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