Polizei veröffentlicht Videomaterial nach Schüssen auf 13-jährigen Autisten

  22 September 2020    Gelesen: 638
Polizei veröffentlicht Videomaterial nach Schüssen auf 13-jährigen Autisten

Bei einem Polizeieinsatz in Salt Lake City ist ein 13-Jähriger schwer verletzt worden. Nun hat die Polizei Videos von dem Einsatz veröffentlicht - darauf soll zu sehen sein, dass der Junge unbewaffnet war.

In Salt Lake City im US-Bundesstaat Utah war Anfang September ein autistisches Kind durch Polizeischüsse schwer verletzt worden. Nach Angaben seiner Mutter hatte der Junge einen Wutanfall bekommen. Sie habe daraufhin den Notruf angerufen, nach dem Eintreffen der Polizei eskalierte die Situation. Am Montag hat die Polizei Videomaterial von dem Vorfall veröffentlicht.

Laut der Nachrichtenagentur AP zeigen die Videos, wie die Polizisten den Jungen jagen, ihn anschreien und auffordern, sich auf den Boden zu legen. Nachdem sie auf ihn geschossen haben, bricht der Junge zusammen und stöhnt: "Ich fühle mich nicht gut, ich fühle mich nicht gut." Der 13-Jährige überlebt, wird aber von den Kugeln an der Schulter, dem Knöchel, im Darm und an der Harnblase schwer verletzt.

Die Mutter, Golda Barton, habe die Polizisten gewarnt, ihr Sohn hätte zuvor gesagt, er hätte eine Waffe und wollte einen ihrer Kollegen erschießen. Sie habe den Polizisten aber auch gesagt, er sei nicht bewaffnet, wie auch die Zeitung "Deseret News" aus Utah meldet. 

Auf den Videos ist laut AP zu hören, wie zwei Polizisten darüber diskutieren, ob sie sich dem Jungen überhaupt nähern sollten. "Vor allem, wenn er Cops hasst, könnte es in einer Schießerei enden." Als die Polizisten dann doch auf den Jungen zugehen, ihn auffordern anzuhalten, ignoriert er sie und läuft weiter. Dann sind Schüsse zu hören.

Es soll auf den Videos auch zu sehen sein, dass der Junge keine Waffe bei sich trug. Zudem soll die Polizei in einem Bericht, der ebenfalls am Montag veröffentlicht wurde, nichts von einer Waffe erwähnt haben.

Die Bürgermeisterin von Salt Lake City, Erin Mendenhall, sagte, der Vorfall mache sie sehr traurig. Sie versprach, schnell ermitteln zu lassen, was genau passiert sei. "Mein Herz ist gebrochen, ich bin frustriert", sagt sie. "Es ist eine Tragödie für diesen Jungen und seine Mutter."

Exzessive Gewalt durch Polizisten und Schusswaffengebrauch ohne hinreichenden Anlass sind in den US-Medien mitten im Wahlkampf ein zentrales Thema geworden. Die Fälle haben in den vergangenen Monaten in den USA eine Debatte über die Einsatzmethoden der Polizei entfacht. Bei den Protesten geht es jedoch in erster Linie um Polizeigewalt gegen Schwarze, so lösten etwa die Schüsse auf George Floyd oder Jacob Blake massive Proteste aus.

Der Vorfall in Salt Lake City erinnert an den Tod des Schwarzen Daniel Prude nach einem Polizeieinsatz in Rochester im US-Bundesstaat New York. Dem nackten und unbewaffneten Mann war von einem Polizisten der Kopf auf den Boden gedrückt worden. Der 41-Jährige verlor das Bewusstsein und starb eine Woche später im Krankenhaus. Auch Prude litt unter psychischen Problemen. Anders als Prude ist der Junge in Utah jedoch weiß. Zuletzt war der Polizeichef von Rochester zurückgetreten.

spiegel


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