Britische Ebola-Patientin: Virus hatte sich im Gehirn versteckt

  02 März 2016    Gelesen: 1300
Britische Ebola-Patientin: Virus hatte sich im Gehirn versteckt
Die schottische Krankenschwester Pauline Cafferkey überlebte 2014 eine Ebola-Infektion, aber bis heute hat sie ihre gesundheitlichen Probleme nicht vollständig abschütteln können. Jetzt wurde die 39-Jährige in die Klinik der Queen-Elizabeth-Universität in Glasgow eingeliefert, nachdem man bei einer Routineuntersuchung festgestellt hatte, dass sich das Ebola-Virus monatelang in ihrem Gehirn versteckt hat.
Aus der Klinik in Glasgow wurde Cafferkey zum Royal Free Hospital in London ausgeflogen, dem einzigen Krankenhaus in Großbritannien mit einer Quarantänestation für extrem ansteckende Patienten. Es ist bereits das dritte Mal, dass die Krankenschwester dort zur Behandlung ist.

Ebola versteckte sich im Gehirn

Im März 2014 war es in Westafrika zu einem Ebola-Ausbruch gekommen. In Guinea, Liberia, Mali, Nigeria, Sierra Leone und den USA infizierten sich dabei insgesamt fast 29 000 Menschen mit der Krankheit, über 11 000 starben. Erst am 13. Januar 2016 erklärte die Weltgesundheitsorganisation den Ausbruch offiziell für beendet und Liberia als letztes Land für Ebola-frei.

Cafferkey hatte sich Ebola im Dezember 2014 in Kerry Town in Sierra Leone zugezogen, wo sie im »Save The Children«-Behandlungszentrum arbeitete. Wie die Kinderschutzorganisation mitteilte, habe sich Cafferkey infiziert, weil sie keine Schutzbrille trug, sondern sich für einen Gesichtsschutz entschied. Die Brille habe ihr nicht gepasst, sagte Cafferkey später.

Nach ihrer Rückkehr nach Großbritannien begann die Krankenschwester, sich unwohl zu fühlen, und sie entwickelte ein hohes Fieber. Die Ärzte diagnostizierten eine Ebola-Erkrankung und wiesen sie ins Royal Free Hospital ein. Dort lag sie rund einen Monat lang auf der Quarantänestation, zwischenzeitlich war ihr Zustand kritisch.

Ende Januar 2015 konnte sie entlassen werden. Doch im Oktober entwickelte sie eine Meningitis. Die Ärzte stellten fest, dass der Auslöser das Ebola-Virus war und dass sich das Virus in ihrem Gehirngewebe festgesetzt hat. Erneut wurde sie ins Royal Free Hospital überstellt, wo sie auf die Isolierstation kam. Und wieder war ihr Zustand zwischenzeitlich kritisch. Eine Behandlung mit einem experimentellen Medikament verlief so erfolgreich, dass sie im November in ein Krankenhaus nach Schottland verlegt werden konnte und später nach Hause zurückkehren durfte.

»Das war es dann jetzt hoffentlich auch. Das war hoffentlich das Ende vom Lied«, sagte sie damals.

Bis zur Hälfte der Überlebenden leidet dauerhaft unter gesundheitlichen Problemen

Doch unglücklicherweise war es noch nicht das Ende der Geschichte. Wenigstens wurde die schwelende Meningitis dieses Mal frühzeitig entdeckt, und Cafferkeys Zustand ist stabil.
»Wir können bestätigen, dass Pauline Cafferkey ins Royal Free Hospital verlegt wird«, teilte die Klinik in Glasgow mit. »Grund ist eine späte Komplikation im Zusammenhang mit ihrer früheren Infektion mit dem Ebola-Virus. Sie wird jetzt vom Team für Infektionskrankheiten entsprechend der landesweit geltenden Richtlinien behandelt.«

Wie das Krankenhaus weiter mitteilte:

»Das Ebola-Virus kann nur durch direkten Kontakt mit dem Blut oder Körperflüssigkeiten einer infizierten Person, die Symptome zeigt, übertragen werden. Das Risiko für die Allgemeinheit ist also weiterhin gering.«

Bislang war zwar bekannt, dass sich das Ebola-Virus auch nach einer Erholung noch monatelang in Gewebe und Organen verstecken kann, aber Cafferkeys anhaltende Probleme zeigen, wie wenig die Wissenschaftler noch immer über das Virus wissen.
»Die Nachricht, dass Cafferkey erneut ins Krankenhaus eingewiesen wurde, ist sehr traurig«, sagte Dr. Derek Gatherer von der Universität Lancaster. »Es wird inzwischen deutlich, dass Ebola eine viel komplexere Krankheit ist, als wir es bislang vermutet hatten.«

Bis zu 50 Prozent der Ebola-Überlebenden dürften über einen unbestimmten Zeitraum hinweg anhaltende Probleme mit ihrer Gesundheit haben, warnte Gatherer.

»Die Meningitis, die sich Cafferkey Ende vergangenen Jahres zugezogen hat, gehört mit zu den schwersten Komplikationen überhaupt, da sie lebensgefährlich werden kann«, sagte Gatherer der britischen Tageszeitung Daily Mail. »Sie hatte das Pech, zu der Handvoll Patienten zu gehören, bei denen das zu beobachten war.«

»Bis zur Hälfte der Ebola-Überlebenden werden einzelne oder mehrere mildere Symptome aufweisen. Diese müssen nicht lebensbedrohlich sein, können sich aber als problematisch erweisen, speziell in Gesellschaften wie in Westafrika, wo ein sehr großer Anteil der Bevölkerung seinen Lebensunterhalt in der Landwirtschaft verdient.«

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