Laut der staatlichen Hilfsorganisation der Türkei AFAD (Disaster and Emergency Management Presidency) haben allein 3000 Turkmenen aus Bayırbucak im Zuge der von Russland und der syrischen Regierung gestarteten Offensive in der Provinz Latakia im Februar dieses Jahr Zuflucht in der Türkei gesucht.
Die Bayırbucak-Region, die fast ausschließlich von syrischen Turkmenen besiedelt ist, besteht aus zwei geografisch verbundenen Teilen: Bayır und Bucak. Während Bayır die Gebirgsregionen, einschließlich das Turkmenen-Gebirge, und 22 Dörfer und 35 kleinere Siedlungen umfasst, finden sich in Bucak, das zur syrischen Mittelmeerküste führt, 21 größere Dörfer und eine kleine Siedlung wieder. Vor dem Arabischen Frühling umfasste die türkische Bevölkerung in Bayırbucak ziemlich genau eine Viertelmillion Menschen. Wie viele Menschen heute übrig geblieben sind, ist unbekannt.
Bayırbucak, an die wichtige Grenzstadt Yayladagi grenzend, ist von strategischer Bedeutung für die Türkei. Zuvorderst weil die Region von lokalen Turkmenen besiedelt ist, einer pro-türkischen Minderheit im Nachbarland. Turkmenen sind in zahlreichen bedeutsamen Anti-Assad-Rebellenmilizen organisiert. Sollten diese Turkmenen gemeinsam mit anderen oppositionellen Milizen wieder die Kontrolle über ihr historisches Siedlungsgebiet erringen, wären sie sehr schnell in der Lage, eine geografische Verbindung vom Rebellengebiet in Idlib und Aleppo zum Mittelmeer freizukämpfen. Das Turkmenen-Gebiet wäre dann nicht zuletzt ein Aufmarschkorridor gegen die Provinzhauptstadt Latakia, eine wichtige Hochburg der al-Assad-Regierung. Außerdem betrachtet Ankara die Präsenz der Turkmenen als entscheidendes Gegengewicht zum syrischen PKK-Ableger, der YPG, welcher der Türkei gegenüber feindlich gesinnt ist und die nationale Sicherheit bedroht. Hervorzuheben bleibt, dass die türkische Gesellschaft wegen der engen kulturellen, ethnischen und historischen Bindung zu den Turkmenen im Nachbarland hohes politisches Interesse für deren Schicksal signalisiert hat.
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