Saubere Luft, ein Klimakiller?
Während diese Treibhausgasemissionen trotz aller Klimagipfel weiter zunehmen, hat Europa einen Umweltschädling seit den 1980ern gut im Griff: Schwefeldioxid – die Ursache für sauren Regen. Der Mensch handelte, als Forscher erkannten, dass aus schwefeligem Dreck in der Luft über Umwege in Regenwolken Schwefel- und Salpertersäure entsteht. Diese chemischen Verbindungen versauern Böden und setzen Wäldern zu. Die Konsequenz: Braunkohle-Kraftwerke und ölverbrennende Anlagen bekamen Filter und schwefelarme Kraftstoffe wurden entwickelt.
Der Plan ging auf. Nur leider mit einer unerwünschten Nebenwirkung. Die schwefeligen Schwebeteilchen (Sulfat-Aerosole), die sich aus Schwefeldioxiden in der Luft bilden, haben nämlich einen Kühleffekt auf den Globus. Der Partikel-Smog in der Stratosphäre fängt UV-Strahlung ab, macht Wolken langlebiger und lässt sie reflektieren. Entsprechend weniger kann die Sonne die Erde aufheizen. Genau diese Abkühlung hat Europa durch seine erfolgreichen Maßnahmen gegen die Luftverschmutzung seit den 1980er Jahren ungewollt ausgehebelt.
Je dünner der schmutzige Sonnenschirm aus schwefeligen Partikeln, desto wärmer wird es jeden Sommer über Europa und damit auch in der Nordpol-Region, berichten Wissenschaftler im Magazin Nature Geoscience (Storelvmo et al., 2016).
Weniger saurer Regen, aber neue Probleme
Ein Team um die Forscherin Trude Storelvmo von der Universität Yale hat untersucht, wie groß der Kühleffekt auf die globale Erwärmung in den vergangenen Jahrzehnten gewesen sein könnte. Dazu werteten die Wissenschaftler Wetterdaten zu Temperatur, UV-Strahlung und der Gasverteilung in der Luft von 1.300 Messstationen aus den Jahren 1964 bis 201o aus. Das Ergebnis: In den vergangenen 50 Jahren haben Sulfat-Aerosole ein ganzes Drittel der kontinentalen Erwärmung durch Treibhausgase unterdrückt.