Die Super League ist nach Meinung von Real Madrids Präsidenten Florentino Peréz noch nicht gescheitert. "Da liegen sie komplett falsch", sagte er in Richtung der Kritiker, die das Projekt für erledigt erklärt haben, in einem am frühen Morgen ausgestrahltem Radio-Interview von SER, über das die Zeitung "Marca" berichtete. Er denke nicht, dass die anderen Fußball-Klubs die Super League verlassen haben. "Es ist klar im Vertrag, dass du nicht gehen kannst", sagte Peréz.
Tagsüber hatte Juve-Boss Andrea Agnelli auf die Frage, ob man das Projekt jetzt noch fortsetzen könne, geantwortet: "Um ehrlich und aufrichtig zu sein, nein, das ist offensichtlich nicht der Fall." Peréz ist laut Mitteilung Vorstand der Super League, Agnelli einer der beiden Stellvertreter.
Die sechs beteiligten Teams aus England, die drei aus Italien sowie Atlético Madrid hatten zwischen Dienstagabend und Mittwoch ihren Rückzug von dem Vorhaben erklärt. Keine entsprechende Ankündigung gibt es von Real und dem FC Barcelona. Die zwölf Teams hatten sich in der Nacht zum Montag als Gründungsmitglieder der Super League zu erkennen gegeben und damit einen Angriff auf die UEFA und deren Champions League gestartet, der für massive Kritik gesorgt hatte. Nicht nur seitens der Verbände, sondern auch aus der europäischen Spitzenpolitik, aus den eigenen Fanszenen und auch vom eigenen sportlichen Personal. Für "keine großartige Idee", hält Jürgen Klopp, Trainer des FC Liverpool, die Liga. Er sei in die Pläne nicht eingeweiht gewesen.
"Haben großen Fehler gemacht"
"Es war, als hätten wir jemanden getötet. Es war, als hätten wir den Fußball getötet. Aber wir versuchen, einen Weg zu erarbeiten, um den Fußball zu retten", sagte Peréz. "Ich bin seit 20 Jahren im Fußball und ich habe noch nie Drohungen wie diese gesehen." Man habe das Vorhaben womöglich nicht gut erklärt, "aber die haben uns auch keine Gelegenheit dazu gegeben, es zu erklären". Er sei traurig und enttäuscht, weil man an dem Projekt drei Jahre gearbeitet habe. Auf die Frage, warum er die Mitglieder Reals nicht um ihre Meinung gebeten habe, antwortete er: "Muss ich sie auch fragen, welche Spieler wir unter Vertrag nehmen?"
UEFA-Präsident Aleksander Ceferin hatte als Drohkulisse umgehend einen Ausschluss aller an der Super League beteiligten Klubs aus der noch laufenden Europapokal-Saison und eine EM- und WM-Sperre für alle Profis der teilnehmenden Vereine ins Spiel gebracht. Mit dem Zusammenbruch der Liga hat sich das erledigt, der mächtige Funktionär kündigte umgehend einen kurs der Entspannung gegenüber den Abtrünnigen an: "Ich habe gestern gesagt, dass es bewundernswert ist, einen Fehler zuzugeben, und diese Vereine haben einen großen Fehler gemacht", sagte der Slowene nach dem Rückzug der englischen Klubs. "Aber sie sind jetzt wieder in der Reihe und ich weiß, dass sie nicht nur unseren Wettbewerben, sondern dem gesamten europäischen Spiel viel zu bieten haben", betonte der 53-Jährige.
Ceferin will nun offenbar von unmittelbaren Konsequenzen für die einsichtigen Abweichler absehen. "Das Wichtigste ist jetzt, dass wir weitermachen, die Einheit, die das Spiel zuvor genossen hat, wieder aufbauen und gemeinsam vorankommen", sagte der Chef des Fußball-Kontinentalverbandes.
Quelle: ntv.de, ter/dpa
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