Bürgerkrieg befeuert den Drogenhandel

  19 März 2016    Gelesen: 864
Bürgerkrieg befeuert den Drogenhandel
Der Bürgerkrieg in Syrien fordert nicht nur Hunderttausende Todesopfer - auch der Handel mit dem Amphetamin-Derivat Captagon blüht. Rebellen finanzieren mit den Pillen offenbar Waffen: Die Droge ist einfach hergestellt und findet massenweise Abnehmer.
"Wir wurden mutig und energiegeladen, die Müdigkeit und die Angst verschwanden." So beschreibt ein ehemaliger syrischer Kämpfer die Wirkung der Droge Captagon. Der Bürgerkrieg in Syrien hat nicht nur die Nachfrage nach dem illegalen Amphetamin-Derivat angeheizt, das herrschende Chaos erleichtert auch den Drogenhändlern ihr Geschäft.

"Als die Krise in Syrien begann, wurden der Libanon und Syrien zum Umschlagplatz des Captagon-Schmuggels", sagt ein Vertreter der libanesischen Sicherheitskräfte. "Die Substanz ist keine Erfindung der letzten fünf Jahre, aber seitdem floriert der Schmuggel und Libanon entwickelte sich zu einem Exportland." Captagon ist der Markenname eines Medikaments, das ab den sechziger Jahren als Antidepressivum oder zur Behandlung der Schlafkrankheit eingesetzt wurde. Heute stuft die UN-Drogenbehörde Captagon als gefährliches Suchtmittel ein.

24 Millionen Pillen konfisziert

Mehrere Funde belegen den schwunghaften Handel mit der Droge. Am 30. Dezember beschlagnahmten die libanesischen Behörden nach eigenen Angaben zwölf Millionen Captagon-Pillen und nahmen den Drahtzieher einer Schmugglerbande fest. Schlagzeilen machte im Oktober die Verhaftung eines saudischen Prinzen und weiterer vier Landsmänner im Libanon, die knapp zwei Tonnen Captagon außer Landes schaffen wollten.

2015 seien in Syrien 24 Millionen Captagon-Tabletten beschlagnahmt worden, erklärte der Chef der syrischen Anti-Drogen-Behörde, General Maamun Ammuri. Die Pillen werden demnach vor allem in von Rebellen kontrollierten Landesteilen produziert, unter anderem in Norden von Aleppo und in den Vororten der Hauptstadt Damaskus. "Bei den Drogenhändlern handelt es sich um terroristische Gruppen, die damit zwei Ziele verfolgen", sagt der General. "Zum einen finanzieren sie sich durch den Drogenhandel und kaufen Waffen. Und zweitens benutzen sie die Droge für ihre Kämpfer, die dadurch gefühllos Köpfe abschlagen und töten."

Ein ehemaliger Kämpfer widerspricht: "Der Islamische Staat und die Nusra-Front, der syrische Ableger von Al-Kaida, verbieten die Droge, weil ihr Konsum gegen islamisches Recht verstößt." Die Drogen würden zwar von Rebellengruppen produziert, um damit Geld zu verdienen, sagt ein anderer Kämpfer. Die Mitglieder dürften Captagon aber selbst nicht nehmen.

Hauptabnehmer: Saudi-Arabien

Die Drogenküchen finden sich im Libanon hauptsächlich entlang der unruhigen Grenze zu Syrien. "Für eine Captagon-Fabrik braucht man nicht viel Platz", sagt der Vertreter der libanesischen Sicherheitskräfte. "Man kann Millionen Pillen geräuschlos in einem Kleinbus produzieren."

"Um Captagon herzustellen, brauche ich Amphetamine, Spiritus und Zitronensäure", verrät ein Libanese, der in der Bekaa-Ebene sein Drogenlabor betreibt. Erst trocknet er die Bestandteile und presst sie dann mit einer Bonbonmaschine zu Pillen. Die Dealer kauften meist 200-Stück-Packungen.

"Im Libanon selbst ist Captagon nicht sehr verbreitet, dafür ist es mit fünf bis zehn Dollar (4,50 bis neun Euro) pro Pille zu teuer", sagt der Informant von den Sicherheitskräften. "Die größten Konsumenten sind die Golfstaaten. Die meisten Schmuggeloperationen, die auffliegen, hatten Saudi-Arabien zum Ziel." Dort sei Captagon vor allem wegen seiner sexuell stimulierenden Wirkung beliebt. Das Dealen ist dort aber auch besonders riskant: Auf Drogenhandel steht in Saudi-Arabien die Todesstrafe.

Quelle: n-tv.de , Layal Abou Rahal, AFP

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