Studie sieht Verbindung zwischen Fettleibigkeit und schlechtem Erinnerungsvermögen

  31 März 2016    Gelesen: 868
Studie sieht Verbindung zwischen Fettleibigkeit und schlechtem Erinnerungsvermögen
Die Liste der Gesundheitsprobleme, die mit Fettleibigkeit in Verbindung gebracht werden, wird länger und länger. Offenbar können wir jetzt auch noch Erinnerungslücken mit auf die Liste setzen.
Fettleibige hätten ein schlechteres Erinnerungsvermögen als ihre dünneren Mitmenschen, zitiert die BBC aus einer kleinen, aktuellen Studie. Wissenschaftler führten Tests mit 50 Menschen durch, von denen bei einigen Fettleibigkeit diagnostiziert worden war. Dabei zeigte sich, dass Übergewicht in Verbindung mit einem schlechteren »episodischen Gedächtnis« zu stehen scheint, beziehungsweise mit der Fähigkeit, sich an frühere Erlebnisse zu erinnern.

Die Studie erschien im Magazin Quarterly Journal of Experimental Psychology und stellt die These auf, dass Überessen auch darin begründet sein kann, dass man sich an Einzelheiten kürzlich gegessener Mahlzeiten nicht mehr erinnern kann. Andere Aspekte des Gedächtnisses, beispielsweise das Allgemeinwissen, waren nicht betroffen.

In dem BBC-Artikel heißt es weiter:

»Frühere Tests an Ratten haben gezeigt, dass ein wachsender Taillenumfang mit schlechterem Abschneiden in Erinnerungstests einhergeht. Bei Menschen fielen die Untersuchungsergebnisse nicht eindeutig aus.

Bei den jüngsten Versuchen drehte es sich um das episodische Gedächtnis – das Videoband in Ihrem Kopf. Das episodische Gedächtnis erinnert sich an den Geruch einer Tasse Kaffee oder das Gefühl, jemanden an der Hand zu halten.«

Forscher untersuchten 50 Personen mit einem Body-Mass-Index (BMI), der von 18, was als gesund gilt, bis 51 reichte, was als sehr fettleibig gilt. Jede Person nahm an einem Erinnerungstest teil, einer Art Schnitzeljagd, bei der man ganz alleine antritt. Die Personen wurden gebeten, Gegenstände, die zu bestimmten Zeiten und auf unterschiedlichen Computerbildschirmen gezeigt wurden, zu »verstecken«. Später fragten die Forscher die Personen, wann und wo sie welche Gegenstände versteckt hatten. Das Ergebnis: Fettleibige schnitten 15 Prozent schlechter ab als die normalgewichtigen Teilnehmer.

»Wir stellen die These auf, dass ein höherer BMI die Lebendigkeit der Erinnerung reduziert, aber es ist nicht so, als ob die Menschen einen Totalausfall hätten und an Amnesie leiden würden«, sagte Dr. Lucy Cheke von der Universität Cambridge der Website BBC News. »Aber wenn sie sich weniger stark an eine kurz zurückliegende Mahlzeit erinnern und sich das Essen weniger stark im Geist festgesetzt hat, dann sind sie später vielleicht auch weniger gut imstande, zu regulieren, wie viel sie essen.«

Wissenschaftler wissen: Hungerhormone spielen eine wichtige Rolle bei der Frage, wie viel wir bei einer Mahlzeit zu uns nehmen. Gleichzeitig wissen sie aber auch, welch zentrale Rolle dem Geist zukommt. Auch die Lebensmittelhersteller wissen das, was erklärt, warum sie ihre Produkte so vermarkten, wie sie es tun. Ein Beispiel: Wenn Menschen beim Abendessen fernsehen, essen sie mehr oder fühlen sich rascher wieder hungrig, wie Untersuchungen gezeigt haben. Und noch etwas haben Forscher herausgefunden: Menschen mit Amnesie essen über einen kürzeren Zeitraum hinweg häufiger Mahlzeiten.
»Es ist zu früh, irgendwelche Handlungsempfehlungen abzuleiten, aber wir fangen an, die Mechanismen zu erkennen, die die Fettleibigkeit selbst vorantreiben«, so Cheke. »Man soll sich auf sein Essen konzentrieren, das ist seit Langem die Botschaft. Wenn man übergewichtig ist, könnte sich das aber als ein wenig schwieriger erweisen.«
Cheke weiter: »Wenn wir erkennen, was passiert, können wir hoffentlich auch Methoden entwickeln, den Menschen zu helfen.«

In einem separaten Bericht meldete unterdessen die Website WorldLifeExpectancy.com, ein Gewichtsverlust könne die Gedächtnisfunktion verbessern.

Ein Bericht im Fachmagazin Surgery for Obesity and Related Diseases verweist auf eine Studie, derzufolge immer mehr für einen Zusammenhang zwischen Fettleibigkeit und diversen kognitiven Defiziten spricht, darunter auch Gedächtniseinbußen.

Der Studie zufolge trägt Fettleibigkeit nicht nur zu Herzkrankheiten, Diabetes, Krebs und anderen Krankheiten bei, sondern blockiert auch diverse Abläufe im Stoffwechsel, die Einfluss darauf nehmen können, wie Menschen Informationen verarbeiten.

»Fettleibigkeit beeinflusst eine Reihe physiologischer Mechanismen, die sich negativ auf das Gehirn auswirken können«, sagte John Gunstad von der Universität Kent State, einer der Autoren der Studie.

Die Untersuchungen wurden an Menschen mit einem Durchschnittsgewicht von 300 Pfund durchgeführt, aber der Faktor im Bereich der Fettleibigkeit, der zu Gedächtniseinbußen führt, ist an Gewichtsverlust gekoppelt. Das bedeutet, er kann die Funktion des Gedächtnisses auch verbessern!

Menschen, die 20, 25 Pfund abnehmen können, sollten rasch denselben gesundheitlichen Nutzen verspüren wie Menschen, die einen Magenbypass hinter sich haben, sagte Gunstad.

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