Ölpreisdeckel verliert für Kreml an Schrecken

  28 November 2022    Gelesen: 617
Ölpreisdeckel verliert für Kreml an Schrecken

Der Westen will den Preis von russischem Öl deckeln. Doch derzeit ist er ohnehin viel niedriger als die vorgesehene Obergrenze. Damit hätte sie für den Handel kaum Bedeutung.

Der von den führenden westlichen Industriestaaten geplante Preisdeckel auf russisches Öl könnte weniger wirksam sein als geplant. Denn derzeit liegt der Preis deutlich unter der in Aussicht gestellten Obergrenze. In Zahlen ausgedrückt: Ein Fass der russischen Sorte Urals kostet knapp 52 US-Dollar. Die EU diskutiert über einen viel höheren Deckel zwischen 65 und 70 Dollar, der von der G7, einer Gruppe von Industriestaaten, vorgeschlagen worden ist.

Die G7 will angesichts des russischen Angriffskrieges in der Ukraine den Preisdeckel einführen, um die Einnahmen des Kremls zu reduzieren. Vorher muss sich allerdings die Europäische Union einigen. Der aktuelle Preis zeigt indessen, wie schwierig es für die EU-Mitglieder ist, eine wirksame Obergrenze zu finden.

Denn je billiger russisches Öl ist, umso mehr wächst der Druck, den Deckel niedriger anzusetzen. Doch die Interessen der Mitgliedsländer sind unterschiedlich. Einige Staaten, darunter Polen und Estland, wollen einen sehr viel niedrigeren Deckel. Griechenland und Zypern fordern dagegen eine viel höhere Grenze. Denn dort ansässige Reedereien transportieren viel russisches Öl und wollen den Handel deshalb so wenig wie möglich einschränken.

Der Hintergrund: Schätzungsweise 70 bis 85 Prozent der russischen Rohölexporte werden mit Tankschiffen und nicht über Pipelines befördert. Die Idee der Preisobergrenze besteht darin, Schifffahrts-, Versicherungs- und Rückversicherungsunternehmen zu verbieten, russische Rohöltransporte abzuwickeln - es sei denn, das Öl wird zu einem Preis verkauft, der nicht über dem von der G7 und ihren Verbündeten festgelegten Höchstpreis liegt. Da die wichtigsten Schifffahrts- und Versicherungsunternehmen der Welt ihren Sitz in den G7-Ländern haben, würde die Preisobergrenze es Moskau sehr erschweren, sein Öl zu einem höheren Preis zu verkaufen.

Die Produktionskosten für russisches Öl werden auf rund 20 Dollar geschätzt. Liegt der Preisdeckel darüber, lohnt es sich für russische Firmen weiterhin, Öl zu produzieren. Damit will die G7 einen Angebotsengpass auf dem Weltmarkt verhindern. Für Russland hat Öl eine enorme Bedeutung, es ist der wichtigste Exportartikel des Landes. Zugleich macht die Produktion zehn Prozent des weltweiten Angebots aus.

Quelle: ntv.de, jga/rts


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