Manchmal ist vorm Ohr besser als im Ohr

  31 Juli 2023    Gelesen: 757
  Manchmal ist vorm Ohr besser als im Ohr

Die Shokz Openfit sind Bluetooth-Ohrhörer für Leute, die normalerweise keine Ohrhörer tragen möchten oder können, denn sie sitzen nicht im, sondern vor dem Gehörgang. Erstaunlicherweise sind sie so nicht nur extrem bequem zu tragen, sondern klingen bis zu einem gewissen Level auch noch richtig gut.

In-Ears klingen am besten, wenn sie im Ohr stecken und Silikonstöpsel den Gehörgang dicht abschließen. Das Gleiche gilt für die Geräuschunterdrückung. Das kann auf Dauer aber unbequem werden, manche Menschen ertragen Ohrhörer nicht mal für kurze Zeit. Andere wiederum möchten oder können keine Stöpsel nutzen, die sie von der Außenwelt abschirmen, beispielsweise beim Joggen oder bei der Arbeit.

Auf diese Klientel hat sich Shokz (vormals AfterShokz) schon eine Weile konzentriert. Bisher tat das der chinesische Hersteller mit Ohrhörern, die Schall über den Schädelknochen als Vibrationen übermitteln. Das Prinzip funktioniert gut und Knochenschall-Ohrhörer sind sehr bequem. Der Klang leidet allerdings durch den Übertragungsweg, weshalb Musik-Liebhaber damit nicht auf ihre Kosten kommen. Deshalb bietet Shokz jetzt die knapp 200 Euro teuren Openfit an, die mit einer anderen Technik hohen Tragekomfort, Transparenz und guten Klang verbinden sollen. ntv.de hat ausprobiert, ob das Konzept aufgeht.

Bequemer geht's kaum

Die jeweils nur etwas mehr als 8 Gramm schweren Ohrhörer haben mit Silikon beschichtete Drahtbügel, die an ihren Enden die Akkus enthalten. Sie schmiegen sich um das Ohr und halten die nach IP45 gegen Schweiß und Spritzwasser geschützten Shokz Openfit sicher, aber sehr bequem fest. Dabei werden die 11 x 8 Millimeter großen Treiber so platziert, dass der Schall direkt auf den Gehörgang ausgerichtet ist. Die Buds berühren das Ohr zwar, aber das spürt man fast nicht. Und stoppt die Musikwiedergabe, hört man so gut, als trage man keine Kopfhörer.

So weit liefert Shokz also ab. Die Ohrhörer sind die bequemsten, die ntv.de bisher getragen hat, und ohne Musik schränken sie das Gehör nicht ein. Auch der Klang der Openfit enttäuscht nicht. Die zielgerichtete Beschallung erzeugt ein luftiges, breites Stereobild. Die Mitten bilden ein relativ stabiles Fundament und klare Höhen liefern recht viele Details. Mit ähnlich teuren In-Ears können die Openfit nicht wirklich mithalten, erreichen aber ein gutes Niveau.

Guter Klang mit gelegentlichen Bass-Problemen

Erstaunlicherweise produzieren die Ohrhörer auch ziemlich kräftige Bässe. Laut Shokz ist dafür neben großen Membranen ein eigens entwickelter Algorithmus zuständig, der die tiefen Frequenzen anhebt. Eine automatische Anpassung soll dabei für ein natürliches Klangerlebnis bei jeder Lautstärke sorgen.

Das klappt meistens sehr gut. Gelegentlich stößt die Technik aber an deutlich wahrnehmbare Grenzen. Bei Hip-Hop oder ähnlich bassbetonter Musik kann es passieren, dass die Tiefen "ploppen". Das klingt ähnlich wie bei überforderten Boxen, die man zu weit aufdreht. Dann kann man nur die Lautstärke reduzieren oder den Song wechseln. Es passiert nicht oft, aber darauf muss man gefasst sein, bevor man 200 Euro für die Shokz Openfit hinblättert.

Telefonate fast ohne Umgebungslärm

Man kann den Klang in der App anpassen, die neben Voreinstellungen auch individuelle Einstellungen über einen Equalizer ermöglicht. Das ist allgemein nützlich, die Bass-Plopper bekommt man damit aber kaum in den Griff, ohne den kompletten Sound zu ruinieren.

Aktive Geräuschunterdrückung am Ohr ist weder vorgesehen noch erwünscht, bei Telefonaten kommt sie aber sehr wohl zum Einsatz. Das gelingt den Openfit gut, Gesprächspartner hören kaum oder gar nicht, was in der Umgebung los ist. An belebten Straßen dringen Geräusche zwar durch, aber man muss deshalb nicht lauter sprechen. Nur bei starkem Wind schwächelt die Geräuschunterdrückung etwas.

Einfache Steuerung, gute Ausdauer

Gesteuert werden die Shokz Openfit bei der Wiedergabe oder Telefonaten unkompliziert über doppelte Tipper und längere Berührungen. Damit kann man nicht alles gleichzeitig regeln, aber da man die Funktionen links und rechts fast frei verteilen kann, ist das gewöhnlich kein echtes Problem. Im Gegensatz zu in den Gehörgängen sitzenden In-Ears verursachen Tipper auf die Openfit keine unangenehm lauten Plopper im Ohr.

Die Ausdauer ist mit bis zu sieben Stunden gut, aber ohne aktive Geräuschunterdrückung auch keine außergewöhnliche Leistung. Die wegen der Ohrhörer-Bügel recht groß ausgefallene, knapp 60 Gramm schwere Ladebox hat Reserven für rund 21 Stunden. Leere Akkus sind in 60 Minuten aufgetankt, nach fünf Minuten kann man wieder etwa eine Stunde Musik hören. Induktiv kann das Case nicht geladen werden.

Fazit

Die Shokz Openfit sind eine sehr gute Wahl, wenn man Ohrhörer sucht, die so bequem sind, dass man sie den ganzen Tag tragen kann, die jederzeit den Kontakt zur Außenwelt zulassen und trotzdem gut klingen. Bis auf ploppende Grenzbereiche beim Bass liefern sie voll ab. Kommt man auch mit komfortablen In-Ears klar, sind die JBL Flex Live und die Sony LinkBuds günstigere Alternativen, die aber auch ihre Schwächen haben.

Quelle: ntv.de


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