Ukraine könnte ohne US-Hilfe eine der wichtigsten Waffen verlieren

  04 März 2025    Gelesen: 63
  Ukraine könnte ohne US-Hilfe eine der wichtigsten Waffen verlieren

Die USA stoppen die Militärhilfe an die Ukraine - vorerst. Sollte der größte Einzelunterstützer Kiews dauerhaft wegfallen, drohen bedrohliche Engpässe, die vielleicht sogar in eine Niederlage führen könnten. Zudem gibt es Sorgen um wichtige Kommunikationssysteme.

Mit der Einstellung der Militärhilfe für die Ukraine bringt die neue US-Regierung die Ukraine vorerst nicht in größere Bedrängnis. Vorgänger Joe Biden hatte besonders in den letzten Wochen seiner Amtszeit dafür gesorgt, die Lager von Kiews Streitkräften für die nächsten Monate zu füllen. Auf längere Sicht könnten die Auswirkungen in dem von Russland angegriffenen Land jedoch bedrohlich werden - für Soldaten und Zivilbevölkerung.

Mark Cancian, leitender Berater des Zentrums für strategische und internationale Studien, sagte CNN: "Die Auswirkungen werden groß sein. Ich würde sie als lähmend bezeichnen." Er sieht die Gefahr einknickender Frontlinien und dass Kiew dann ungünstige oder sogar katastrophale Friedensregelungen akzeptieren müsste.

Eine der wichtigsten Waffen im Verteidigungskampf der Ukraine ist das US-Flugabwehrsystem Patriot. Drei vollständige Einheiten hat das Land jeweils von Washington und Deutschland erhalten, eines zudem aus Rumänien. Möglicherweise sind weitere in der Ukraine aktiv, aber nicht öffentlich bekannt.

Ein Mangel an den nur in den USA hergestellten Patriot-Flugabwehrraketen würde für die Ukraine wahrscheinlich verheerende Folgen haben. Denn wichtige Infrastruktur ließe sich nicht mehr ausreichend schützen. Patriot kann im Gegensatz zu vielen anderen Systemen auch ballistische Raketen eliminieren, die Russland nicht nur für Angriffe auf militärische Ziele oder die Energiesysteme nutzt, sondern auch auf die Zivilbevölkerung.

In vielen westlichen Staaten ist Patriot das Rückrat der Luftverteidigung. Entsprechend ungern werden ganze Systeme oder die dazugehörigen Raketen, von denen jede mehrere Millionen US-Dollar kostet, abgegeben.

Auch ATACMS und Himars von Bedeutung

Das "Wall Street Journal" berichtete unter Berufung auf ehemalige westliche Beamte, ohne US-Hilfe würde die Ukraine zudem einige weitere hochentwickelte Waffensysteme verlieren. Genannt wird unter anderem ATACMS. Für die Raketen hatte die Biden-Regierung erst vergangenes Jahr nach langem Ringen die Erlaubnis für Angriffe tiefer in Russland erteilt.

Die USA sind zudem der einzige Hersteller des M142 High Mobility Artillery Rocket System (Himars), das verschiedene US-Raketentypen wie GMLRS abfeuern kann. Nach der Bereitstellung 2022 hatte Himars für einen bedeutenden Schub der Verteidigungsfähigkeit der Ukraine gesorgt.

Die Beamten sagten dem "Wall Street Journal", sobald die Lieferungen auslaufen würden, würde die Fähigkeit der Ukraine, Angriffe mit größerer Reichweite durchzuführen und ihre eigenen rückwärtigen Stellungen zu schützen, darunter leiden. Europa könne aber "einen beträchtlichen Teil des ukrainischen Bedarfs an Artilleriemunition decken, insbesondere in Kombination mit den bereits Anfang dieses Jahres von den USA gelieferten Beständen", sagte Michael Kofman von der US-Denkfabrik CNA.

Sorge um Starlink und Istar

Und nicht nur fehlende wichtige Waffensysteme könnten die Verteidigungsfähigkeit der Ukraine erheblich einschränken. Es wird befürchtet, dass Elon Musk als Besitzer den Zugang zum Starlink-Satellitennetzwerk früher oder später kappt. Dieses wird nicht nur zur Kommunikation in Einheiten in der Armee genutzt, sondern beispielsweise auch für den Einsatz unbemannter Angriffsboote im Schwarzen Meer, wie Militärexperte Oberst Markus Reisner im Interview mit ntv.de erklärte.

Ein weiterer wichtiger Faktor mit US-Bezug in der Aufklärung sind Istar-Sensoren. Mit "Satelliten oder speziellen Aufklärungsflugzeugen" können die Vereinigten Staaten "über große Distanz potenzielle Ziele für die Ukraine aufspüren, etwa russische Kommandoposten, Störsender, Fliegerabwehr-Dispositive oder Kräfteansammlungen", teilte Reisner mit. "Ohne die Istar-Satelliten hat die Ukraine kein gutes Lagebild mehr, das sie braucht, um auf russische Vorstöße reagieren zu können."

Den Verlust von Starlink würde man laut Reisner unmittelbar spüren. Beim Ausfall der Istar-Unterstützung würde es länger dauern, bis die Effekte sichtbar wären. "Das würde man gar nicht so unmittelbar merken, sondern erst allmählich durch die Tatsache, dass die Ukrainer immer weniger in der Lage wären, den Russen Paroli zu bieten. Es wären keine Angriffe auf Hochwertziele oder Führungsstrukturen der Russen mehr möglich. Die Russen würden dann erfolgreicher werden."

Quelle: ntv.de, rog


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