Hat der Chaos-Milliardär überzogen?

  17 Juni 2016    Gelesen: 775
Hat der Chaos-Milliardär überzogen?
Lange Zeit sorgte der Erfolg von Donald Trump weltweit für Erstaunen. Mehrfach hatte er in Umfragen vor der Demokratin Hillary Clinton gelegen. Inzwischen stürzt der Republikaner ins Bodenlose.

Der Riss zwischen Trump und der Parteiführung wird derweil immer tiefer. Der voraussichtliche Präsidentschaftskandidat der Republikaner drohte offen, seinen Wahlkampf notfalls alleine weiterzuführen. In Atlanta sagte Trump: "Unsere Republikaner müssen zusammenhalten, sonst lasst es mich einfach auf eigene Faust machen. Ich werde das sehr gut machen. Ok?" Viele Leute dächten, dass es eh besser wäre, wenn er alleine weitermachen würde.

Trump führte nicht aus, wie genau er sich einen Weg als Solist vorstellen würde. Ein Präsidentschaftswahlkampf ist ohne die Logistik, Finanzen und Erfahrungen einer Partei kaum erfolgreich zu organisieren. Trump sagte, die Führer der Partei seien schwach. Er sagte, sie sollten sich zurückhalten. "Seid einfach still", sagte er. "Hört auf zu reden."

Viele Republikaner sehen mit wachsender Sorge das schlechte Abschneiden Trumps in Umfragen. Sie kritisieren aktuelle Äußerungen des politischen Quereinsteigers auch nach dem Anschlag von Orlando als spalterisch, diskriminierend und konträr zu ihren Werten. Das Auftreten Trumps und der Streit innerhalb der Republikaner wirken sich zunehmend auch auf die Zustimmung zu Trump aus.

Sturzflug in den Umfragen

Seit Ende Mai sind die Umfragewerte Trumps im permanenten Sinkflug, während seine wahrscheinliche Kontrahentin im Kampf um die US-Präsidentschaft, die Demokratin Hillary Clinton, ihr Stimmenniveau halten konnte. Letzte Umfragen sehen die frühere First Lady und US-Außenministerin bis zu zwölf Prozent in Führung (Bloomberg-Umfrage vom 10. bis 13. Juni). Bei Reuters/Ipsos (11. bis 15. Juni) beträgt der Vorsprung Clintons immerhin noch neun Prozent.

Laut Berechnungen des amerikanischen Politik-Portals "Real Clear Politics" liegt Clinton im Durchschnitt aller aktuellen Umfragen derzeit 5,8 Prozent vor Trump. Und ein Ende des steilen Sturzflugs des Republikaners ist nicht in Sicht. Ende Juli entscheidet ein republikanischer Parteitag in Cleveland endgültig über die Präsidentschaftskandidatur. Es wird erwartet, dass Trump dort mit deutlicher Stimmenmehrheit nominiert wird.

"Belgien" als "elendes Loch"

Trump hatte sich zuletzt mit einer geographischen Verwechslung blamiert und sorgte damit weltweit für Schlagzeilen. In einer Wahlkampfrede am Mittwoch in Atlanta im Bundesstaat Georgia bezeichnete er "Belgien" als vormals "schöne Stadt" - offensichtlich meinte er Brüssel.

Der Republikaner führte "Belgien" als warnendes Beispiel dafür an, was passiere, wenn Flüchtlinge unkontrolliert ins Land gelassen würden, womit er sich auf die Anschläge in der belgischen Hauptstadt im März bezog. Er habe immer dieses "unglaubliche Bild" von "Belgien" gehabt. Und nun sei "Belgien" ein "elendes Loch".

Der rechtspopulistische Immobilienmilliardär hatte Brüssel schon früher als "elendes Loch" beschrieben. In seiner Rede am Mittwoch sagte er, die Leute gäben ihm für diese Beschreibung recht. Die USA wollten nicht derartige Probleme haben, "aber wir haben sie schon", sagte er unter Verweis auf den von einem mutmaßlich islamistischen Attentäter verübten Anschlag am vergangenen Wochenende in Orlando mit 49 Todesopfern.

Kriminalität in Deutschland geht "durch die Decke"

In derselben Rede attackierte Trump auch erneut Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wegen ihrer Flüchtlingspolitik. Die Folgen seien eine "Katastrophe" für das Land, sagte er. Die Kriminalitätsräte in Deutschland gehe "durch die Decke". Der Rechtspopulist sprach vage von "fürchterlichen Dingen", die in Deutschland geschähen. "Und schaut, was mit den Frauen passiert", sagte er, offenbar in Anspielung auf die Übergriffe in der Silvesternacht in Köln.

Trump erzählte, dass er Freunde in Deutschland habe, die ihm seit 20 Jahren berichtet hätten, was für ein großartiges Land zum Leben es sei. Einige dieser Freunde "verlassen das Land jetzt". Der Immobilienmogul nannte Merkels Kurs einen "fürchterlichen Fehler". Nun bleibe abzuwarten, wie die Kanzlerin in der nächsten Wahl abschneide, "wenn es eine Wahl gibt und sie antritt".

Er sei sich sicher, dass Deutschland, wenn es die Gelegenheit hätte, jetzt eine andere Politik machen und statt der Aufnahme im eigenen Land Schutzzonen für die Flüchtlinge in Syrien einrichten würde. "Alles ist billiger, und alles ist besser als das, was gerade in Deutschland und anderen Ländern geschieht," sagte Trump.

Der Rechtspopulist hatte die Kanzlerin bereits in den vergangenen Monaten mehrfach wegen ihrer Flüchtlingspolitik angegriffen. Er fordert, die Grenzen der USA für alle Muslime zu schließen. Seit dem Anschlag von Orlando hat Trump seine Forderungen weiter verschärft. Er verlangt nun auch ein generelles Einreiseverbot für Menschen aus Ländern mit einer "erwiesenen Geschichte des Terrorismus".

Quelle: n24.de

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